Bei Koxinel können Kunden auch bei geschlossenem Laden einkaufen

KoxinelSarstedt (stb). Claudia Duval gibt nicht auf. Sie steht auf der Dachterrasse ihres Ladens an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße und denkt darüber nach, „was gewesen wäre wenn“. Links von ihr die Fassade der Koxinel-Terrasse, rechts die Giebelfläche des Mediastore-Anbaus. Claudia Duval scheint guter Dinge zu sein, da das Feuer dank des Einsatzes der Rettungskräfte nicht vom Nachbarhaus auf ihr eigenes Koxinel-Gebäude übersprang. Doch der Schein des „noch mal davon gekommen“ trügt. Äußerlich unversehrt, hat Koxinel durch Rauch und Löschwasser im Inneren große Schäden zu beklagen, alle Lebensmittel müssen aus Gründen des Gesundheitsschutzes entsorgt werden. Wasser, Strom und Gas sind abgestellt. Der Warenbestand ist wahrscheinlich komplett unbrauchbar durch Rauch, vieles des mit Liebe und Phantasie gestalteten Innenausbaus durch Löschwasser beschädigt, sogar der Fußboden muss unter Umständen ausgetauscht werden, hier stand in der Unglücksnacht handbreit das Wasser, jetzt ist es vom Boden und den Möbeln aufgesaugt worden wie ein Schwamm. Möglicherweise müssen Wände rausgerissen und erneuert werden. Wie es um die Elektrik bestellt ist, wird der Sachverständige klären. Hitze hat sich auch in einige Koxinel-Balken gefressen. Doch vor der Renovierung ist erstmal eine gründliche Trocknung und Entlüftung nötig.

Für die 4 Mitarbeiterinnen gibt es nicht viel mehr zu tun als warten. Währenddessen rotiert die Inhaberin, um sich mit Versicherungen und Sachverständigen auseinanderzusetzen, die Schadensregulierung und erste Schritte für einen Neuanfang in die Wege zu leiten. Dabei hat sie seit Kurzem wieder einen Vollzeit-Job in Hannover, während sich Ehemann Thierry mit den Angestellten um den Laden kümmert.

Wenn sie an Montagnacht denkt, stehen ihr alle Gefühle wieder ins Gesicht geschrieben. Claudia Duval saß noch arbeitend am Rechner, als sie gegen 1.30 Uhr die Sirenen hörte. Daraufhin hat sie bei sich zu Hause auf dem Boksberg aus dem Fenster geschaut, sah den Feuerschein über der Innenstadt, recherchierte ahnungsvoll auf Sarstedter Facebook-Seiten, ob jemand etwas wüsste, fand einen entsprechenden Eintrag und fuhr sofort los. An der Absperrung des Gefahrenbereichs in der Friedrich-Ludwig-Jahnstraße hielten sie die Kameraden der Feuerwehr an. „Die haben mich erstmal beruhigend in den Arm genommen. Viele kenne ich ja persönlich seit dem Hochwasser und weil meine Kinder bei der Jugendfeuerwehr sind. Und dann hat mich irgendwer auf das Sofa eines Anwohners verfrachtet, mich betreut und mir zur Beruhigung Wasser gegeben.“

Claudia Duval ist überwältigt von der liebevollen Anteilnahme der Sarstedter, von überall gibt es Hilfsangebote und aufmunternde Worte, „sogar über die Jumelage auch aus Frankreich!“

Angesichts der notwendigen Reparaturen findet bis auf weiteres kein Ladenbetrieb statt. Doch Koxinel steht für mehr als Kinderspielzeug. Das Geschäft besorgt auch sämtliche Kinder- und Erwachsenenliteratur sowie Schulbücher. Diesen Buchbestellservice wird Claudia Duval nun ausweiten. Bei entsprechendem Interesse soll die Bestellung jetzt innerhalb eines Tages möglich sein. Wer telefonisch bis 14 Uhr unter T. 05066- 697469, per Fax an T. 05066-697468 oder per Email an info@koxinel.de bestellt, wird schnellstmöglich mit Lesestoff versorgt. Die Geschäftsfrau plant zudem, die Bücher durch Ehemann Thierry Duval zum abgesprochenen Termin auch ausliefern zu lassen.

Und die Schreibwerkstatt mit Antje Szillat und der Gesprächskreis „Mitten im Leben“ finden vorläufig im Duvalschen Wohnzimmer in der Richard-Strauss-Str. 8 statt.

Die Geschäftsfrau und dreifache Mutter richtet angesichts der Hochwasserkatastrophe 2013 und des Brandes von Montag einen Appell an die Sarstedter, mit dem sie ihre Retter unterstützen möchte: „Wir alle sollten uns Gedanken darum machen, dass die Feuerwehr genügend Nachwuchs hat, daher meine Bitte an alle Sarstedter: Schickt die Kinder zur Feuerwehr! Ich als Mutter kann bestätigen, dass es unseren Kindern sehr viel Spaß macht – alle waren in der Ruther Floriansbande und sind nun aktiv in der Jugendfeuerwehr!“