Ahrberger Erntemarkt – Ein Fest fürs ganze Dorf

Den meisten Wildtieren kann man halt nur nahekommen, wenn sie nicht mehr weglaufen können. Die Jägerschaft Hildesheim informiert sachkundig zu vielen Themen rund um die Fauna der verschiedenen Regionen in Niedersachsen. (Fotos: Christina Steffani-Böringer)

Große Traktoren sperrten am 9. September die Zufahrten auf Hildesheimer und Krugstraße rund um das Heimatmuseum Ahrbergen ab und versperrten so die Durchfahrt. Grund war aber kein Protest irgendeiner Art, sondern der Erntemarkt, den die Arbeitsgemeinschaft Ahrberger Vereine und Verbände e.V. alljährlich ausrichtet. Der 25. hätte es dieses Jahr schon sein können, wenn Corona keine Pause verlangt hätte.
Doch ob mit oder ohne Jubiläum: Groß und Klein zog es in die Dorfmitte, wo viele Akteure für Entertainment und Geselligkeit sorgten.

Das Messer immer weg vom Körper bewegen, dann klappt´s auch beim Nachwuchsmit dem Schnitzen.

Lehrerinnen der Grundschule Ahrbergen repräsentierten den Förderverein der Grundschule und boten „Schnitzen und Falten“ an, wobei zu den vermittelten Fertigkeiten auch die notwendigen Finger und Beine sichernden Schutzmaßnahmen gehörten. Altes Handwerk zum selber Ausprobieren vermittelte die mobile Seilerei, an der man selbst ein Seil mittels ausgeklügelter Technik „schlagen“, d.h. aus mehreren Fäden verdrillen, konnte.

Schräg gegenüber hatte der Rassegeflügelzuchtverein Algermissen und Umgebung von 1901 seinen Pavillon aufgebaut, in dessen Schatten Serama-Hühner, die kleinste bekannte Zwerghuhnrasse der Welt, Amerikanische Dominikaner, schick in schwarz und weiß gefiedert, „Holländer Schwarzhauben“, deren Zucht auch Fachleute herausfordert, schwarze Sultanhühner, federfüßige Schwarzhühner und massige „New Hampshire-Hühner“ es angenehm kühl hatten bei den spätsommerlichen Temperaturen. Die dazugehörigen Hühnerzüchter informierten alle, die sich interessierten, über das Wunder der Natur, das sich in einem befruchteten Ei vollzieht. Gleich nebenan hatte die Jägerschaft Hildesheim ihr Infomobil mit vielen ausgestopften Tieren aufgebaut und Matthias Mordeja und seine Kollegen vermittelten sachkundig, was es mit Hase und Wildschwein, Wiesel, Dachs, Fuchs und Waschbär auf sich hat und warum die Jäger auch Heger sind. Altes Handwerk

Traktoren können nicht nur sehr effizient ein Dorffest vor dem Durchgangsverkehr schützen, sondern auch gleich noch als Plakat-Halterung dienen.

Wem nach all dem Lehrreichen dann nach Stärkung war, der konnte sich mit Fischbrötchen oder Gegrilltem, Kartoffelpuffern, Pommes, Flammkuchen, Slush-Eis, Kaffee und Kuchen stärken.
Und auch zum Shoppen luden einige Stände ein. So boten die Jungimker Julia Rohde und Norbert Reuner aus Dinklar Honig, Bonbons, Blütenpollen, Bienenwachskerzen und Met an. Reuner ist ein echtes „Start-up“, denn erst seit diesem Juni arbeitet er mit Bienen zusammen und besitzt nun bereits 17 Völker, aus deren Rohprodukten er seine Erzeugnisse herstellt.

Währenddessen konnten Interessierte im Heimatmuseum eiszeitliche Relikte aus der alten Kiesgrube wie Mammutzähne und Versteinerungen, die Salon-Ausstattung des Herrenfriseurs Friedrich-Heinrich Mispagel oder die Möblierung des alten Pfarrers Fischer, der aus einem Bild an der Wand freundlich auf die Besuchenden hinabschaute, bewundern. Auch über Frank Kirchhoff, der Ende des 19. Jahrhunderts nach einer Lehre bei seinem Onkel nach Amerika auswanderte, dort ein großes Bauunternehmen aufzog und es sogar zum Präsidenten der regionalen Notenbank FED in Colorado brachte, war viel zu erfahren. In Ahrbergen erinnern heute eine Straße an ihm und eine alte Eichenallee, deren Bäume er gestiftet hat. /stb