„Einen guten Schritt in die Zukunft“ nennt Marina Seidel vom Pfarrgemeinderat der Heilig-Geist-Gemeinde in Sarstedt das, was für die kommenden Monate geplant ist. Unter der Prämisse, dass die Gemeinde kleiner wird, sind deren Akteure die dies begleitenden „Schrumpfungsprozesse“ aktiv angegangen. Nach drei Jahren „pastoraler Immobilienprozess“ „Zukunftsräume“ wird es jetzt konkret. Dazu gehört die Aufgabe der Kirche St. Michael in Nordstemmen bei Beibehaltung des Kirchortes ebenso, wie die Umgestaltung der Heilig-Geist-Kirche in Sarstedt ab Januar 2025. Und es wird Wert darauf gelegt, dass die Prozesse für alle nachvollziehbar transparent gemacht werden.
„Was hier geleistet werden muss, auch in vielen Einzelgesprächen, ist Überzeugungsarbeit, dass nicht immer alles bleiben kann, wie es war oder ist.“
Pfarrer Harald Volkwein
Die Umgestaltung der Heilig-Geist-Kirche wird deshalb von einer Reihe Veranstaltungen begleitet, darunter Themenabende mit den Titeln „Hören“, „Licht“ „Energie“ und „Raum“.
Am 29. August startete die Reihe mit dem „Hören“. Zu Beginn betonten in der Kirche Diakon Dr. Peter Abel und Gemeindereferentin Ute Köhler mit einer Vielzahl an Bibelstellen und literarischen Texten die Bedeutung von Hören und Wahrnehmen, aber auch Sprechen und Verstehen für die Verkündigung und die Gemeinschaft in der Kirche. Und Organist Markus Kappmeyer zog buchstäblich alle Register der Orgel und zeigte, welche Klangfülle solch ein Instrument erzeugen kann. Dann zog man in den Gemeindesaal um. Zu Gast war der Akustikplaner Thomas Steinbrecher von der Firma Dietze Bauphysik. Er referierte sachkundig über das Phänomen Hören, erzählte von Schall und wie er wahrgenommen wird, was ihn stört und was ihn befördert. Eine kleine Physikvorlesung, die zum Schluss, bei den Nachfragen aus dem Publikum, auch ganz konkret wurde hinsichtlich der Gegebenheiten und des Geplanten in Heilig Geist.
Eine veränderte Raumnutzung, mit Stühlen im Oval in der Mitte des Kirchraums, in das auch der Altar integriert wird, macht eine neue Beschallung der Kirche notwendig. „In einer Kirche fliegen Schallwellen, die haben eine Wellenlänge von einem Zentimeter Länge, und andere, die sind zwei Meter lang, da ist es relevant, ob ein Kerzenleuchter oder eine Säule den Schallwellen im Weg stehen“, so Thomas Steinbrecher, der als Elektroakustiker in den letzten Wochen umfangreiche Messungen in der Kirche vorgenommen hatte und nun über „Direktschall“ und „frühe Reflexionen“ Auskunft gab.
„Direktschall und frühe Reflexionen, das ist gut für die Verständlichkeit, Musik und so.“
Akustiker Thomas Steinbrecher
Dabei erfuhr man, dass zur Problemlösung auch immer die richtigen Materialien in der richtigen Menge und mit der richtigen Platzierung gehören. Im Gespräch mit seinen Zuhörenden, von denen einige Heilig Geist schon viele Jahrzehnte kennen, konnte Steinbrecher denn auch noch etwas lernen, z.B., dass „früher Heilig Geist mehr ausgekleidet und damals auch die Akustik besser“ war. Und die nun geplanten Holzakustikflächen an der Wand sind auch nicht wirklich neu: „Das war da früher auch an den Seiten.“ In einer Computersimulation konnte dann das Geplante schon mal besichtigt werden. Wobei die schematische Darstellung und vor allem die Farben für Befremden sorgten. Da konnte Steinbrecher aber beruhigen, denn die „die Farben haben nichts mit der geplanten Ausmalung zu tun. Die stehen für bestimmte Materialien.“
Der Fußboden wird beispielsweise aus Holz, mit darunterliegender Fußbodenheizung und einem Hohlraum, der für die Schallabsorption tiefer Frequenzen sorgt. So war es für alle Seiten ein informativer Abend.
Die Gemeinde lädt zu den kommenden Themenabenden herzlich ein: „Licht“ (Mi., 25. September, mit Henrik Nolte von der Firma Schmitz Schiminsky Nolte Mathee aus Hildesheim), „Energie“ (Di., 29. Oktober) und „Raum“ (Mi., 27. November). Lichtplaner, Energiemanager und die Architektin werden zu Gast sein. Die Themen-Abende beginnen jeweils um 19.00 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche, Bischof-von-Ketteler-Platz 1, 31157 Sarstedt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, alle Interessierten sind herzlich willkommen. /stb