
Es ist Sonntagabend, der 31. August, 23 Uhr Ortszeit, als Luca Willig gemeinsam mit seinem Trainer Matthias Harmening und seinen Eltern zurück in Sarstedt ankommt. Er ist erschöpft und mit den Kräften am Ende. Zweieinhalb lange Tage liegen hinter ihm voller Emotionen, Kraftakten, Stolz und Tränen.
Am Freitag, direkt nach der Schule, ging es für Luca Willig (U18-Athlet des TKJ Sarstedt) nach Leverkusen ins Fritz-Jacobi-Stadion. Hier wurden nach der rund vier Stunden langen Fahrt die Materialien wie z.B. Stabhochsprungstäbe und Speere deponiert und die Stellplatzkarte (Anmeldung) abgegeben. Es folgten das Einchecken im Hotel, Essen gehen und schlafen, denn am Samstag war es soweit: die Deutschen Meisterschaften im Zehnkampf starteten für den Sarstedter Mehrkämpfer. Es war sein erster Mehrkampf auf nationaler Ebene und allein die Startberechtigung kommt für ihn einer Sensation gleich. Die Aufregung war riesig, der eigene Druck und Wille, das Beste zu zeigen, ebenfalls.
Gemeinsam mit 39 Gleichaltrigen startete Luca Willig seinen Zehnkampf mit dem 100-Meter-Sprint in 12,25 Sekunden und reihte sich im Mittelfeld der Konkurrenz ein. Im Weitsprung – seiner Paradedisziplin – sollte ein 6-Meter-Sprung her, dieser wurde mit sehr guten 5,91 Metern leicht verpasst. Enttäuscht ging es für Luca direkt zum Kugelstoßen weiter, hier fehlte auf einmal die Kraft, um an seine Bestleistung heran zu kommen. Trainer Matthias Harmening versuchte, seinen Athleten aufzubauen, denn Willigs erbrachte Leistungen waren allesamt auf einem sehr guten Niveau – nur eben keine neuen Bestleistungen. Dafür folgte ein hervorragender Hochsprungwettbewerb für den Sarstedter, der die 1,84 Meter souverän übersprang, und nur von zwei anderen Athleten getoppt wurde. Am Ende eines ersten langen Tages mussten noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden: Der 400-Meter-Sprint stand an. Luca Willig beendete den Sprint um die Stadionrunde in guten 54 Sekunden. Jetzt hieß es Kräfte tanken, Essen und vor allem gut schlafen.
Für Luca Willig schien die Nacht zu kurz, er war am Sonntagmorgen platt und müde. Sein grippaler Infekt von vor zwei Wochen wirkte vielleicht noch nach, doch all dies half in diesem Moment nicht, denn die sechste Disziplin, der Stabhochsprung, stand an. Eine Zitterpartie am Morgen, in der mit 3,10 Metern das Minimalziel erreicht wurde. Es folgte der 110-Meter-Hürdensprint und damit eine der unbeliebtesten Disziplinen des U18-Athleten. Doch auch diese meisterte er im Bereich seiner Möglichkeiten (16,91 Sekunden) trotz Kälte, Gegenwind und Regen. Zu den Wurfdisziplinen kam die Sonne zurück ins Stadion und Willig konnte noch einmal auftrumpfen: eine neue Bestleistung im Diskuswurf (36,50 Meter) und ein sehr guter Speerwurf (41,14 Meter). Neun Disziplinen waren absolviert und als Abschluss folgte um 18 Uhr am Sonntagabend der 1500-Meter-Lauf. Mit eisernem Willen und allen verfügbaren Kraftreserven lief Luca Willig als zweiter in seinem Lauf ins Ziel (4:44,43 Minuten).
Er hatte es geschafft, er hatte jede dieser anspruchsvollen Disziplinen absolviert und mit 5803 Punkten einen sehr guten Zehnkampf abgeliefert. Im deutschen Gesamtklassement reiht er sich auf Platz 25 ein und wurde zugleich zweitbester Niedersachse – eine wahnsinnig gute Leistung. Während einige Konkurrenten bereits vorher aufgaben, kämpfte Luca Willig vom TKJ Sarstedt bis zum Schluss und kann entsprechend stolz auf seine Leistung blicken.