Ein politischer Spaziergang: Kitas überreichen Protest-Postkarten

Ihre Plakate haben die Kinder der St. Nicolai-Kita an die Hecke am Kindergarten gehängt, damit möglichst viele Bürgerinnen und Bürger ihre Wünsche und Forderungen wahrnehmen.

Eigentlich hatten die evangelischen Kitas in Sarstedt für Dienstag eine echte Demonstration geplant, mit Plakaten und Rasseln und möglichst viel Öffentlichkeit, wenn auch Corona-konform nur mit kleinen Gruppen aus Erzieherinnen und wenigen Kindern. Durch die Fußgängerzone in Sarstedt sollte es gehen, bis zum Büro des SPD-Landtagsabgeordneten Markus Brinkmann in der Holztorstraße, um dort hunderte Postkarten abzugeben. Die orangen Karten mit dem Aufdruck „Das neue NKiTaG? Zum Heulen!“ sind Teil einer Aktion der Diakonie Niedersachsen. Es ist ein Protest gegen den Entwurf der Novellierung des Niedersächsischen Gesetzes über Kindertagesstätten und Kindertagespflege (kurz NKiTaG), der am Dienstag, dem 9. März in den Niedersächsischen Landtag eingebracht wurde. Am 1. August soll das Gesetz in Kraft treten. Doch Fachleute, Kita-Träger und Eltern haben eine Menge am Gesetz auszusetzen. So wird von ihnen nachdrücklich eine dritte Fachkraft pro Kindergartengruppe gefordert, wie sie in Krippen schon üblich ist.

„Seit über zwanzig Jahren warten wir auf ein neues KiTa-Gesetz. Nach der Elternbeitragsfreiheit sollten qualitative Verbesserungen kommen. Wir brauchen dringend eine bessere Personalausstattung, mehr Zeit für Leitungen, Verfügungszeiten für pädagogische Fachkräfte und vieles mehr. Der vorliegende Gesetzesentwurf ist zum Heulen…“, steht auf den Karten. Unterschrieben haben die Eltern der Kita-Kinder.

Weil die Idee zu der Demo ziemlich spontan war, wie Paul-Gerhardt-Kita-Leiterin Regina Zimmermann einräumt, und man sich zuerst nicht im Klaren über die Notwendigkeit einer Genehmigung des Spazierganges durch den Landkreis gewesen sei, da dieser durch das Mitführen von Plakaten eine anmeldepflichtige Demo wäre, ist die Durchführung nun doch aus Termingründen anders als geplant verlaufen.

Am Mittwoch, dem 10. März konnte man Erzieherinnen und Kinder ohne großes Aufsehen zum Büro des Landtagsabgeordneten wandern sehen. Dort übergaben sie die Postkarten. „Es geht um jedes einzelne Kind!“, betonte St. Nicolai-Kita-Leiterin Marion Wegener. „Wir brauchen Zeit, um adäquat mit Kindern und Eltern umgehen zu können.“

Im Gegenzug bekamen die Leiterinnen die Versicherung, dass sie über alle kommenden Schritte informiert würden. Bei Bedarf sei auch ein weiteres Gespräch möglich. Schon am 26. Februar waren die Kita-Leitungen aus Sarstedt und Umgebung mit Brinkmann zusammengetroffen, um ihre Sicht auf die Dinge darzulegen. Jetzt hoffen sie, dass durch die anstehenden Diskussionen zum Gesetz in den Ausschüssen des Landtages noch Verbesserungen möglich sind.

Christina Steffani-Böringer