TSV Wanderfreizeit erkundet Thüringer Weltnaturerbe

Am Feensteig vorbei führte es die Wandernden weiter über den Baumkronenpfad. Immer mit dabei: strahlender Sonnenschein und blendende Laune.

Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen“. Das bekannte Zitat von Johann Wolfgang von Goethe motivierte das Vorstandsteam der Wanderabteilung des TSV Ingeln-Oesselse, auch für das Wanderjahr 2022 wieder die traditionelle Wanderfreizeit anzubieten. Allerdings wird es von Jahr zu Jahr schwieriger, ein geeignetes Wandergebiet zu finden, da es nach Möglichkeit ein Gebiet sein soll, das die Teilnehmenden bisher noch nicht erwandert haben. Darüber hinaus sollte es über interessante Wanderziele, naturbelassene Wanderwege sowie interessante Sehenswürdigkeiten verfügen.
Nach langem Suchen fiel die Entscheidung auf das Bundesland Thüringen und hier auf das Wandergebiet Hainich und Umgebung. Der ca. 7500 ha große Nationalpark Hainich beherbergt die mit 5000 ha größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands, mehr als 10 000 Tier-, Pflanzen-, und Pilzarten sowie Urwaldgebiete, die sich weiter ausbreiten. Da der Nationalpark eines der wertvollsten naturbelassenen Buchenwaldrelikte weltweit ist, erhielt er im Jahr 2012 eine Auszeichnung des Unesco Weltnaturerbes als Teil der Alten Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas.
Die Unterkunft für alle Teilnehmenden wurde im Waldgasthaus Hainich Haus, ca. 2 km von der kleinen Ortschaft Kammerforst entfernt, direkt am Waldrand des Naturparks Hainich gefunden. Das originelle Hainich Haus“ hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich, vom ehemaligen Forsthaus der Baronsfamilie von Berlepsch“ bis zum Waldgasthaus mit Klingbrunnen und Wintergarten.

Voller Erwartung ging es im September in Fahrgemeinschaften mit Autos nach Kammerforst zum Hainich Haus. Anschließend wurden zum ersten Mal die Wanderschuhe geschnürt und die Umgebung des Hauses sowie der Ort Kammerforst erkundet. An den folgenden Tagen wurden jeweils zwei verschieden lange und abwechslungsreiche Wanderungen angeboten, bei denen es immer wieder besondere Highlights zu erkunden oder zu besichtigen gab.
Ganz viel zu sehen und zu entdecken gab es auf der Wanderung durch das Tor des Hainich und weiter auf dem Feensteig und Eichenweg zur Thiemsburg. Die Wanderung dort auf den Baumkronenpfad und auf den Rundwegen der Stahlkonstruktionen in luftiger Höhe, sowie die tolle weite Aussicht von der Plattform des hohen Turms, waren einfach super und sehr beeindruckend. Auch das Nationalparkhaus und die Wurzelhöhle waren sehr interessant. Die meisten Informationen zum Hainich erhielten die Wandernden vom Ranger während einer 4 km langen Führung auf dem Naturpfad Thiemsburg. Er führte die Wandergruppe mit sehr viel Freude und verfügte über ein außergewöhnliches Wissen zu allem, was mit dem Hainich in Verbindung zu bringen war, sodass aus der einstündigen Führung fast 2,5 Std. wurden.
Ein ganz besonderes Naturerlebnis waren die beiden Wanderungen durch die Landgrafenschlucht und die Drachenschlucht. Sie sollen zu den schönsten Wanderungen Thüringens gehören, sind etwas anspruchsvoll, dafür aber ein ganz besonderes Highlight und Erlebnis. Start und Ziel der Wanderungen war am Rennsteig beim Parkplatz Hohe Sonne. Vorbei am Großen Drachenstein mit wunderbarem Blick auf die Hörselberge und durch die beeindruckende Landgrafenschlucht ging es hinunter ins Mariental. Der Rückweg durch die einmalige Drachenschlucht mit ihren großen bemoosten Felsen, den engen Durchgängen und dem rauschenden Bach direkt unter den vorhandenen Gitterrosten war wunderschön.
Die von Sagen umwobene über 800 Jahre alte Betteleiche ist eines der Wahrzeichen des Hainichs. Die Wanderung dorthin begann mit schönen Ausblicken direkt am Hainich Haus. Sie führte teilweise auf dem Saugrabenweg und durch das Weltnaturerbegebiet, wobei zur Freude der Wanderer auch einige Hindernisse überwunden werden mussten. Das Ziel der Wanderung war an diesem Tag die Fuchsfarm, die ihren Namen während der Nutzung als Pelztierfarm erhalten hat.

Auge in Auge mit Wildkatze und Luchs

Von Hütschenroda im Bereich Hörselberg-Hainich aus wurde auch zum bekannten Wildkatzengehege gewandert und an einer Schaufütterung mit vielen Informationen teilgenommen. Anschließend ging es auf dem Wildkatzenpfad und Skulpturenpfad durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Der fast stetige Anstieg vom Skulpturenpfad bis hinauf zum Aussichtsturm Hainichblick war zwar etwas anstrengend, dafür wurde man mit den herrlichen Ausblicken oben vom Turm und dem leckeren Kuchen des Herrenhauses Hütscheroda belohnt.
Die anstrengendsten Wanderungen führten ab dem Craulaer Kreuz teilweise auf schönen Wanderwegen und auf dem Welterbepfad durch sehr unwegsames Gebiet im Hainich. Hin und wieder mussten steile Anstiege und viele Treppen überwunden werden. Später entschädigte jedoch für alles der schöne Ausblick am Wartburgblick und die Einkehr in der Hainich Baude zu Kuchen und Getränken.
Ei
n weiterer, ganz außergewöhnlicher Wandertag bot einiges an Unterhaltung. Am Vormittag wurde beim Wandern Oppershausen, die Talsperre Seebach, Niederdorla sowie der Mittelpunkt Deutschlands und das interessante Freigelände des Opfermoor Vogtei kennengelernt. Danach gab es im Hainich Haus das Abendessen bereits am Nachmittag, denn am Abend nahm die Wandergruppe an einer außergewöhnlichen und sehr unterhaltsamen Open-Air-Theatervorstellung teil. Die Sitzplätze waren reihenweise hinter einer Absperrung unter einer Zeltüberdachung auf der grünen Wiese aufgebaut. Ringsherum auf der Wiese waren Kühe und Schafe, die auch schon auf die Theatervorstellung zu warten schienen und den Beginn mit ihren Lautäußerungen begleiteten. Venedig im Schnee, so hieß die Vorstellung, schien auch den Theaterbesuchern sehr gut zu gefallen, denn lautes begeistertes Klatschen und Lachen begleitete ständig die Vorstellung.

Langeweile gab es auch abends nicht, denn dann war oft die rasende Paula unterwegs. Bis auf einen Vormittag, an dem für etwa zwei Stunden leichter Regen einsetzte, spielte sogar das Wetter mit. Insgesamt war es wieder eine sehr gut gelungene und harmonische Wanderfreizeit, diesmal mit einer Anfahrtszeit von nur 2,5 Stunden in ein vorher noch nicht bekanntes, aber sehr interessantes und vielfältiges Wandergebiet mit einer außergewöhnlichen Unterkunft.

Bericht: Ursula Denda