Eine letzte (nicht ganz so) ruhige Kugel schieben

Bittersüßer Abschiedsschmerz: In ausgelassener Runde und sicherlich auch etwas wehmütig kamen die Herren von „Fidelio“ und die Damen von „Harmonie“ ein letztes Mal zusammen, ehe sich der Verein Sarstedter Kegler nach 124 Jahren Vereinshistorie auflöst.

Während die meisten Weihnachtsfeiern von Unternehmen und Sportvereinen das Ende eines Kalenderjahres markieren, ist es für sie ein Abschied für immer. Am Donnerstag, den 15. Dezember 2022, trafen sich die Keglerinnen und Kegler des VSK (Verein Sarstedter Kegler) ein letztes Mal, um ihrer gemeinsamen Leidenschaft nachzugehen. Mit dem Ende von 2022 ist auch mit der Vereinshistorie Schluss – diese dauerte immerhin 124 Jahre an und umfasst ein ganzes Stück Stadtgeschichte.

Wir schauen mit einem lachenden und einem traurigen Blick zurück“, so Hannelore Bork, einstmals jahrelange Sportwartin und Vereinsvorsitzende und seit geraumer Zeit auch Ehrenmitglied des Kegelvereins. Die fast 84-Jährige gehört zu den Urgesteinen des VSK, 56 Jahre lang war sie Teil der Vereinsgeschichte, bis zu dessen Tod gemeinsam mit ihrem Mann. Sehnsüchtig lässt sie ihren Blick über die Räumlichkeiten der alten Sarstedter Kegelbahn im Untergeschoss des Innerstebads gleiten. „Es war nicht nur das Sportliche“, sinniert Bork. „Das Leben hat sich ja hier abgespielt.“

Während Bork Erinnerungen an vergangene Tage wieder aufleben lässt, hört man im Hintergrund den Ausruf „Alle Neune!“ erklingen. Um sie herum herrscht eine ausgelassene und familiäre Atmosphäre. Nicht nur Ehepaare, die dem gemeinsamen Hobby zusammen frönen, gehören dem Verein an. Einigen wurde der Kegelsport quasi in die Wiege gelegt, da bereits die Eltern oder sogar Großeltern im Sarstedter Kegelverein aktiv waren. Zuletzt verzeichnete der VSK noch 28 Mitglieder, die eine Hälfte davon gehörte der Herrenmannschaft „Fidelio“ an, die andere der Damenmannschaft „Harmonie“. Doch wie schaffte es ein Verein, trotz gelegentlicher Konkurrenz untereinander, so lange bestehen zu bleiben? „Kameradschaft gehört dazu und ein gutes Miteinander“, ist sich Bork sicher. Die Vereinsauflösung, wenngleich diese aufgrund gewisser Formalitäten noch nicht vollzogen ist, soll denn auch nicht gleichbedeutend sein mit dem Ende des gemeinsamen Hobbys. Mehrere der Mitglieder hätten bereits bekundet, sich zumindest privat auch weiterhin treffen zu wollen – dann nur eben ohne die traditionellen Vereinsfarben. /jph