Unverändert aktuell: Hotteln gedenkt den Kriegstoten in Deutschland und der Welt

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Das Gedenken an die Opfer von Gewalt und Krieg ist in Hotteln auch 78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges fester Bestandteil im Jahreskalender der Dorfgemeinschaft. Trotz kalter Windböen waren 80 Gäste der an alle Haushalte verteilten Einladung zur kleinen Feierstunde am Ehrenmal gefolgt. Das Ehrenmal am Thie war tags zuvor mit Tanne geschmückt worden, derweil an zahlreichen Namenstafeln zudem Blumen und Gestecke in Erinnerung an nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrte Väter und Großväter abgelegt worden waren.

Wunschgemäß war in diesem Jahr zu Beginn vom Posaunenchor St. Gertruden Gleidingen unter der Leitung von Britta Kansteiner wieder eine Bearbeitung des Chorals „Verleih uns Frieden gnädiglich“ erklungen. „Von Martin Luther 1529 geschrieben ist dieser Choral nämlich auch 2023 und damit fast 500 Jahre später unverändert leider so aktuell wie lange nicht“, musste Ortsbürgermeister Dirk Warneke einleitend ernüchtert im Blick auf die sehr präsente kriegerische Auseinandersetzung in Gaza und den parallel tatsächlich auch immer noch stattfindenden Ukrainekrieg feststellen.

Das vom Posaunenchor St. Gertruden Gleidingen ebenfalls intonierte Volks- und Antikriegslied „Zogen einst fünf wilde Schwäne“ aus dem Memelland stellte Ortsbürgermeister Dirk Warneke in den Mittelpunkt seiner Gedanken zum Volktrauertag. „Zogen einst fünf wilde Schwäne“ wettere nicht gegen den Krieg, sondern erzähle von Kriegsfolgen. „Kriegs- und Kampfereignisse hingegen werden nicht beschrieben, nur die Realität des Kriegs durch das Nennen der Verluste sowie die Sinnlosigkeit mit der Frage nach dem, was geschah“, unterstrich Warneke. Das Lied entfalte seine Kraft nicht durch brachiale Phrasen, sondern durch die sanfte Frage nach den Verlusten, die der Krieg für Natur und Menschen mit sich bringe. Dies erkläre auch seine weite Verbreitung über die Jugend- bis in die Friedensbewegung hinein.

Warneke betonte, dass der Volkstrauertag kein staatlich verordnetes Gedenken, schon gar kein „Heldengedenktag“ sei, sondern die Einladung an die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, sich der millionenfachen Toten der Kriege zu erinnern. „Ich selbst darf Gott sei Dank einer Generation angehören, die in der Heimat Krieg nicht kennen lernen musste, Krieg somit nur aus Erzählungen der Erlebnisgeneration oder durch Berichterstattungen kennt. Tatsächlich ist Frieden etwas Wunderbares, für das man nicht genug dankbar sein kann“, schloss Warneke seine Ansprache.

Unter den Klängen des „Lieds vom guten Kameraden“ senkten die Abordnungen von Junggesellenschaft, Turnverein und Traditionskameradschaft ihre Fahnen, während Warneke zusammen mit zwei Kameraden der zahlreich angetretenen Feuerwehr einen Kranz im stillen Gedenken aller Opfer der geführten kriegerischen Auseinandersetzungen in Deutschland und der Welt niederlegte. Mit dem Absingen der Nationalhymne endete die Feierstunde. /war