
Logo war gestern. „Branding“ ist das Stichwort der heutigen Zeit. Eine „Brand“ (zu deutsch: Marke) vermittelt Wertevorstellungen, weckt Emotionen, schafft einen Wiedererkennungswert. Und warum sollte etwas, das im Marketing großer Firmen funktioniert, nicht auch dem „Image“ einer Schule förderlich sein? Mit dem Bau des neuen Schulgebäudekomplexes setzt auch das Gymnasium Sarstedt auf ein ganz neues (Selbst-)Bild. Gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim wird neben dem Entwurf eines neuen Schullogos nun auch ein dazu passendes Beschilderungssystem entworfen, das den Schülerinnen und Schülern des GySar künftig, im wahrsten Sinne des Wortes, den Weg weisen soll.
„Es fehlt noch ein wenig die Vorstellungskraft“, resümiert Schulleiter Dr. Joris Doelle bei der Begehung der Schulbaustelle schmunzelnd. Dort, wo sich laut Zeitplan nach den Osterferien 2025 die ersten Schülerinnen und Schüler tummeln sollen – und derzeit sieht alles danach aus – hängen derzeit noch offene Deckenelemente und eine dicke Schicht aus Baustaub bedeckt den Boden des Foyers. Vor dieser tristen Baustellenkulisse sticht der bunte Aufsteller mit dem neuen Schullogo umso mehr hervor. Das tiefschwarze Logo nebst Schulnamen auf einem Hintergrund mit freundlichem und harmonischem Farbverlauf wirkt einerseits vertraut und doch irgendwie neu und anders.

Der Neubau biete „unendliche Möglichkeiten“, Neues und Modernes mit Altem und Erprobtem zu verbinden, so Schulleiter Dr. Joris Doelle. Als Modellschule im Landkreis soll das „neue“ Gymnasium Sarstedt denn auch zeigen, wie bewährter gymnasialer Unterricht in modernem Ambiente und mit neuer Ausstattung funktionieren kann. Ein ambitioniertes Ziel, das professioneller Unterstützung bedarf – so auch beim Prozess des „Rebranding“ des GySar. Angeleitet durch Onno Lenz vom Landkreis Hildesheim, der als Projektleiter den Neubau als großes Ganzes im Blick hat, wurden mit Prof. Dominika Hasse und Dipl.-Des. Robin Kupski von der HAWK alsbald kompetente Ansprechpersonen gefunden. Im Rahmen ihres Seminars „Corporate Design Basics – Signage als Brand Faktor“ boten diese ihren Studierenden die Möglichkeit, das Gymnasium Sarstedt neu zu definieren und ihre Ideen und Vorstellungen zu Papier zu bringen.
In einer Jury aus Schulleitung und Elternvertretung wurden anschließend die vier besten Entwürfe (der zweite Platz wurde gleich doppelt vergeben) ausgewählt und mit Geldpreisen durch das Gemeinschaftswerk ausgezeichnet. Ein Konzept überzeugte dabei besonders: Das Logo der beiden Studentinnen Nikina Deckert und Annekathrin Kirchner wird ab kommendem Jahr das neue Schulgebäude zieren und die Schule als solche repräsentieren.
Die Schule an der Innerste
„Etwas ganz Neues brauchte es nicht“, berichtet Annekathrin Kirchner über den Entstehungsprozess. Nach zahlreichen Gesprächen mit der Schülerschaft und dem Lehrkörper des GySar stand fest: Das bisherige Logo besaß bereits einen hohen Wiedererkennungswert, mit dem sich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte identifizierten. Das bisher zweigeteilte Logo aus einem abstrakten „G“ und „S“ (für „Gymnasium Sarstedt“) vereinten Kirchner und ihre Kommilitonin Nikina Deckert zu einem einzelnen Symbol, das durch die Verschmelzung nun auch ein „H“ für den Landkreis Hildesheim als Schulträger erkennen lässt. Die Schriftart „Coolvetica“ vermittle dabei „etwas Junges, Dynamisches“.
In ihrer Farbwahl ließen sich die beiden Erstplatzierten, wie auch viele ihrer Mitstudierenden, von dem Farbkonzept des Neubaus inspirieren, das für jedes Gebäudeelement eine eigene Farbe vorsieht. Das von Deckert und Kirchner konzipierte „Signage System“ – ein visuelles Leitsystem, das den Besuchenden im GySar den Weg zu den jeweiligen Räumen und Teilbereichen weisen soll – beinhaltet farblich abgestimmte und fließende Elemente. Schließlich sei Sarstedt die „Stadt an der Innerste“ – der die Stadt durchquerende Fluss sei an vielen Ecken präsent und auch das Innerstebad biete Kindern wie Jugendlichen einen Treffpunkt nach der Schule.

Der unerschrockene Umgang mit Farben der als „queen of colour“ bekannten Designerin India Mahdavi sowie die klaren Linien des berühmten Schweizer Schriftgestalters Adrian Frutiger dienten den jungen Studentinnen dabei als Inspirationsquelle. Bis zum fertigen Konzept brauchte es jedoch etliche Zwischenentwürfe und so wurden zahlreiche Ideen verworfen oder nach ausgiebiger Diskussion im Plenum wiederbelebt und ihnen eine zweite Chance eingeräumt. Auch deswegen sei das Siegerkonzept schlussendlich als „Kursleistung“ zu bewerten. Doch auch von anderen Seiten wurden die Studierenden der HAWK unterstützt, etwa wenn es um solch pragmatische Fragen ging wie „In welcher Höhe dürfen Fenster beklebt werden?“, deren Antwort Projektleiter Onno Lenz in der Regel parat hatte. „Die Theorie kann nie vermitteln, was die Praxis zeigt“, gibt Kirchner zu bedenken. Denn ob gestalterische Konzepte tatsächlich umsetzbar seien, hänge auch von baulichen Verordnungen oder den Gegebenheiten vor Ort ab. Dahingehend sei die Konzipierung des neuen Schullogos und Leitsystems eine wertvolle Vorbereitung für das spätere Berufsleben gewesen, so Deckert, die die gesamte Erfahrung als „unfassbar schön“ erlebt habe. Dass der Kunde in diesem speziellen Fall eine Schule und nicht ein klassisches Unternehmen war, werten die beiden Gestalterinnen positiv. „Schule ist etwas, das bleibt“, sinniert Kirchner, „das langlebiger ist als ein Unternehmen“.
Und die Verantwortlichen des Gymnasiums Sarstedt zeigen sich begeistert. Als Vertreter des Gemeinschaftswerks des GySar durften Christian Barth und Harald Gericke die Studierenden nicht nur zu ihrer Arbeit beglückwünschen, auch am Auswahlverfahren waren sie beteiligt. Dabei sei es ihnen wichtig gewesen, ihren persönlichen Geschmack beiseite zu legen und sich in die Denke der Schülerinnen und Schüler hineinzuversetzen, denn diese seien es, die schlussendlich viele Stunden ihres Lebens im Neubau verbringen werden. Auch Schulleiter Doelle kommt aus dem Strahlen nicht heraus. Zwar sei er im Entscheidungsprozess nicht involviert gewesen, da dieser bereits vor seinem Amtsantritt als neuer Schulleiter stattgefunden habe, doch vom Endergebnis zeigt auch er sich überzeugt. Das neue Schullogo werde nicht nur den Neubau, sondern zum Ende des Schuljahres hin auch jeden offiziellen Brief und jedes einzelne Schulzeugnis schmücken und repräsentiere somit „im wahrsten Sinne des Wortes das Aushängeschild“ für das neue-alte Gymnasium Sarstedt. /jph