hört!hört!: Lower Instinct siegt in Sarstedt – aber NeboKray singt beim Finale

NeboKray vertreten Sarstedt beim hört!hört!-Finale in Hildesheim.

Manchmal ist es kompliziert. Schon als die Stadt Sarstedt Kandidaten für den diesjährigen Regional-Grand-Prix hört!hört! suchte, fand sich lange niemand. Oder die potentiellen Kandidaten hatten zum Termin für den Sarstedter Vorentscheid auf dem GHG-Maimarkt keine Zeit. Letztendlich wurde deshalb der Vorentscheid verschoben. Dann hat es geklappt: am 7. September, auf dem Kartoffelmarkt der GHG. Um das Ticket nach Hildesheim zum Finale des Wettbewerbes in der Halle 39 am 20. September um 18 Uhr bewarben sich nun drei völlig verschiedene Künstler bzw. Ensembles. Wobei das ja auch eine der Kernkompetenzen von hört!hört! ist: Egal welches Genre, egal wie professionell – es geht darum, die lokalen Potentiale für ein breites Publikum sichtbar zu machen. Dafür entsenden die Gemeinden im Landkreis jeweils einen Musikact zum großen Finale.

In Sarstedt bewarben sich beim Vorentschied Lower Instinct, eine fröhliche Hardcore-Punk-Band, die sich auch schon 2022 bewarb, das ukrainische Vokalensemble NeboKray, sowie Solokünstler Marc Mutke, den die meisten eher nicht mit Gitarre und Mundharmonika, sondern mit Büchern assoziieren, denn der 40-Jährige arbeitet in der Stadtbücherei.

Laut, krass, heftig. Und doch melodisch: Die Hardcore-Punk-Band Lower Instinct siegte im Sarstedter Vorentscheid.

Die Auswahl, wer Sarstedt auf Landkreisebene vertreten soll, trafen viele. Zum einen die Jury, bestehend aus Dipl.-Kulturpädagogin Christiane Vajen, selbst Musikerin, Harald Petri als Vertreter der GHG, Heiko Döring, Vorstandsmitglied im Förderverein Musik und Sport der Stadt Sarstedt und selbst Musiker, sowie Ronald Dahme, der mit für das Programm der Kulturgemeinschaft Sarstedt zuständig ist. Zum anderen aber auch das Publikum, dessen Applaus in die Wertung einfloss.

Moderiert wurde der Contest von Jürgen Zinke vom Forum Heersum.

Lower Instinct ergossen in „ihren“ 15 Minuten heftig Gitarren- und Schlagzeuggewitter über das Publikum, dazu kam das eindrückliche Growling und Screaming von Sänger „Kriesel“. Und während die Sonne schien, der Duft von Zuckerwatte herüberwehte und der Schatten der benachbarten Bungee-Anlage immer wieder in seinem ganz eigenen Rhythmus über den Platz schwebte, vibrierten die Wände der Hüpfburg vom Druck, der von der Bühne kam.

Ganz anders der Chor NeboKray, der sich im Jahr 2024 auf der Grundlage der Ukrainischen Kulturgemeinschaft gegründet hat. Die sechs Sängerinnen und der eine Sänger singen von Familie, Heimat und Liebe. Alles zu eingängiger Orchester-Pop-Musik vom Band. Dabei müsste dieser üppige Klangteppich gar nicht sein, denn die Singenden haben, obwohl wohl alle keine professionellen Singenden, schöne, klangvolle Stimmen, eine der Sängerinnen steuert dazu Gurren, Jauchzen und Triller bei. Und zum Abschluss dann noch ein herzergreifendes Lied über die Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine bald vorbei ist. „Auch wenn man den Text nicht verstanden hat, gefühlt hat man es trotzdem“, zeigen sich die Schwestern Laura und Lea im Publikum ergriffen.

Allein mit seiner Gitarre: Solokünstler Marc Mutke wagte sich an eine Improvisation.

Als Dritter entert dann Marc Mutke allein die Bühne. „Ich mache Musik, weil es in jeder Lebenssituation tröstet“, sagt er noch und improvisiert dann spontan über eine Handvoll Akkorde. „Ich würde tausend Tode sterben, da so allein oben, wir haben ja wenigstens noch die Band um uns rum“, ist da ein erfahrener Musiker unter den Zuhörenden voller Respekt.

Letztendlich hat die Jury dann keine zehn Minuten gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen: Lower Instinct siegen und sollen zum Finale fahren. Nur: Zwei der Bandmitglieder haben am 20. September gar keine Zeit. Wie gut, dass die Zweitplatzierten NeboKray ebenso eindrucksvoll sind, wenn auch auf ganz andere Art. Sie vertreten nun Sarstedt beim Finale in der Halle 39.

/stb