Ökumenische Sondersammlung in Sarstedt endet mit grandiosem Ergebnis

Für manche Menschen ist das sogenannte „Zweite Netz“ regelmäßig die letzte Chance. Denn die Lebensmittelausgabe des Guten Hirt in Hildesheim teilt an Bedürftige einmal wöchentlich eine Tüte mit Lebensmitteln aus. Diese Hilfe nutzen Alte und Junge, Familien, Singles und Alleinerziehende. In der aktuellen Situation, weil wegen der Corona-Pandemie noch nicht alle Kinder wieder jeden Tag in den Schulen unterrichtet werden und die Schulen keine Ganztagsbetreuung inklusive warmer Mittagsmahlzeit anbieten können, sind es nun noch mehr Eltern mit Kindern, die auf das „Zweite Netz“ angewiesen sind. Dazu kommen viele, die jetzt ihre Arbeit verloren oder weniger Lohn in der Tasche haben.

Doch der Gute Hirt hat Probleme. Denn die Lebensmittelspenden sind gleichzeitig zurückgegangen.    

Die katholische Heilig Geist Gemeinde Sarstedt führt im Rahmen einer Initiative des Dekanats Borsum-Sarstedt deshalb schon seit langem Sondersammlungen durch. Seit 2017 immer in Kooperation mit den evangelisch-lutherischen Gemeinden Sarstedts. Und auch die Stadt Sarstedt unterstützt inzwischen die Sammlung. 

Dieses Jahr nun konnte wegen der Einschränkungen im öffentlichen Leben die Sammlung nicht in der üblichen Form durchgeführt werden. Kirchen, Kindergärten oder Innerstebad und Bürgercenter blieben geschlossen.

Stattdessen haben sich Marina Seidel von der kath. Heilig Geist Gemeinde und Christina Steffani-Böringer von der ev.-luth. St. Nicolai Gemeinde eine andere Form der Sammlung überlegt, die nun mit unerwartet erfolgreichem Ergebnis durchgeführt wurde: An zwei Nachmittagen und einem Vormittag nahmen Helferinnen der Sarstedter Gemeinden die Lebensmittelspenden an, die die Sarstedterinnen und Sarstedter zur Heilig Geist Kirche brachten. 30 Kisten waren das erhoffte Ziel, doch dieses war schon am ersten Abend fast erreicht. Deshalb besorgte Diakon Peter Abel weitere Kisten. Letztendlich konnten die Mitarbeiter des Guten Hirt am Freitag, dem 12. Juni 2020 genau 55 randvoll gefüllte Kisten in ihren Transporter laden, darunter auch eine Kiste mit Haushaltsgegenständen und Kuscheltieren sowie eine Kiste mit Hygieneartikeln.

Engagierte Bürgerinnen und Bürger hatten sich ins Zeug gelegt. Eine brachte zwei Paletten mit Erbsen- und Bohnen in Dosen, eine andere einen Schuhkarton voll Schokolade. Eine Giebelstiegerin hatte in ihrer Nachbarschaft „Klinken geputzt“ und alle Nachbarn dazu animiert, ihr Seife, Zahnpasta oder ähnliches mitzugeben. Die Spenden brachte sie dann zu Fuß mit dem Rollator vorbei. Willi Eike lieferte, was in der Neuapostolischen Gemeinde in Sarstedt zusammengekommen war. Ein Vater hatte in den Sozialen Netzwerken von der Aktion gelesen und daraufhin seine Kinder entscheiden lassen, was sie einkaufen wollten. Er lieferte mit seinem Wagen zwei große Ikea-Tüten voll Haltbarem, Sättigendem. Und die Bewohnerin einer Hausgemeinschaft hängte im Treppenhaus die Ankündigung der Sammlung aus und forderte ihre Mitbewohner auf, mitzumachen. Auch sie lieferte die gesammelten Werke. „Vielleicht sind gerade alle etwas sensibler geworden für die, die Hilfe brauchen“, vermutete eine junge Spenderin zu der hohen Spendenbereitschaft. Auffallend war dieses Jahr allerdings der geringe Anteil an Süßigkeiten. Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass diesmal keine Kinder in den Kindergärten die Sammlung unterstützten. Sie sind traditionell der Meinung, dass Süßes beim Spenden nie fehlen darf. Stattdessen landete viel „Vernünftiges“, Sättigendes in den Kisten, die Karin Müller und Monika Dunker akribisch packten, jeden kleinsten Raum ausnutzend.

Leider mussten die Organisatorinnen dieses Jahr aber auch wieder ein paar der Spenden aussortieren. Einzelne Spender hatten anscheinend ihre Vorratskammer ausgemistet. Dass bei so einer Sammlung Konserven, die im April 2015 abgelaufen sind, oder Saft mit Haltbarkeitsdatum Januar 2019 nichts in einer Spendensammlung zu suchen haben, sollte wohl selbstverständlich sein.

Die Organisatorinnen waren hocherfreut über die großzügigen Spenden. „Damit haben wir alles getoppt!“, so Marina Seidel, und Christina Steffani-Böringer lieferte gleich die Statistik: „Im Jahr 2018 kamen 33 Kisten zusammen, die allerdings nur halb so hoch wie die heutigen Kisten waren. 2019 waren es dann 19 große Kisten. Nun also 55! Glückwunsch, Sarstedt! Und: DANKE!“

Wer jetzt noch helfen will, kann dies mit Geldspenden. Denn der Gute Hirt muss auch Heizung, Strom, Benzin und Telefon bezahlen, um den Laden am Laufen zu halten. Bankverbindung: Sozialer Mittagstisch Guter Hirt, IBAN: DE 0325 9501 3000 1600 1660, BIC: NOLADE21HIK

Für eine Zuwendungsbescheinigung für das Finanzamt bitte bei der Überweisung den Namen und die Anschrift mit angeben. (Christina Steffani-Böringer)