Enttäuschte Gesichter nach Schulbezirksbeschluss

Ab dem kommenden Schuljahr erwartet die Kastanienhofschule einen deutlichen Zuwachs an Schülerzahlen

Lange Gesichter und enttäuschtes Kopfschütteln – Stadtrat beschließt finale Schulbezirke für Sarstedter Grundschulen

Die kontrovers diskutierte Neueinteilung der Schulbezirke kam bei der Stadtratssitzung am Dienstag, dem 10.05.22, zu einem knappen Ergebnis. Trotz mehrerer Gegenvorschläge setzte sich final der ursprüngliche Entwurf der Stadtverwaltung durch. Gemäß diesem werden die Ortsteile Gödringen, Hotteln und Heisede sowie einige Straßenzüge aus dem Bereich Dehnenberg (Am Dehnenberg, Am Wellbrunnen, Auf der Welle, Friedrich-Ebert-Straße, Hügelstraße, Paul-Lincke-Straße, Richard-Wagner-Straße und Wellweg) der Kastanienhofschule zugeteilt, während die Straße „Am Steinberg“ mit Beginn des kommenden Schuljahres dem Schulbezirk der Regenbogenschule zugeordnet wird.

Bereits kurz nach Veröffentlichung im Frühjahr dieses Jahres stieß der Vorschlag der Stadtverwaltung vielen Eltern sowie Vertretenden der Kommunalpolitik sauer auf. Beim Runden Tisch am 23. März wurde vor allem von Seiten der von der Änderung betroffenen Elternschaft Kritik laut. Mit Unterstützung des KiTa-Stadtelternrats (StER) wurde zeitnah ein Gegenvorschlag ausgearbeitet, der einen Verbleib der Straßenzüge im Bereich Dehnenberg sowie der Ortsteile Gödringen und Hotteln im Gebiet der Regenbogenschule empfahl. Stattdessen solle eine Zusammenlegung des Wohngebiets „Auf dem Klei“ bzw. eine Trennung des Sonnenkamps in Erwägung gezogen werden. Zuletzt wurde dieser Vorschlag auch von den Parteien FDP, Bündnis 90/Die Grünen, CDU sowie Die Unabhängigen unterstützt. Eine Online-Petition hierzu konnte mehr als 400 Unterschriften verzeichnen.

Die vorgeschlagene Trennung des Wohngebiets Sonnenkamp stieß jedoch gerade bei dort ansässigen Familien auf wenig Gegenliebe. Nach Bekanntwerden des Alternativvorschlags des StER wurden seinerseits rund 500 Unterschriften von Anwohnerinnen und Anwohnern gesammelt, die eine Trennung des Sonnenkamps tunlichst vermeiden wollten.
Auch aus den Reihen der AFD wurde ein Gegenvorschlag ausgearbeitet, welcher eine Zuteilung des Ortsteils Heisede sowie des gesamten Wohngebiets „Auf dem Klei“ zur Kastanienhofschule vorsah.

Die verschiedenen Entwürfe sorgten innerhalb kürzester Zeit für Aufruhr in den Sozialen Medien. StER wie auch Kommunalpolitiker beider Seiten wurden auf unterschiedlichsten Plattformen mit den Meinungen vieler Bürgerinnen und Bürger konfrontiert – und das nicht nur in Form freundlicher Zustimmung. Dass ein Thema solche Wellen schlage, habe er in zwanzig Jahren Kommunalpolitik noch nicht erlebt, so Dirk Warneke (CDU). Und auch Bürgermeisterin Heike Brennecke zeigte sich von manch einer Wortwahl betroffen: „Da war eine Massivität von allen Seiten.“

Nachdem es bei den Sitzungen des Ausschusses für Schulen und Kindertagesstätten zu keinem Ergebnis kam, sollte nun bei der Stadtratssitzung, vor allem mit Hinblick auf die bevorstehenden Einschulungen, endlich eine Lösung gefunden werden.
Im Vorlauf wurde vor allem von Seiten der Opposition scharf gegen die Verwaltung und ihre Entwurfsvorlage geschossen. Grünen-Ratsherr Christof Gebhardt etwa konstatierte bereits zu Beginn, dass es, unabhängig vom Ergebnis, bei dieser Angelegenheit nur Verlierer gäbe – und zwar vorrangig die Kinder und ihre Eltern. Die Unstimmigkeiten und der raue Tonfall in der Diskussion seien „die Konsequenz einer schlechten und kurzsichtigen Bildungs- und Verwaltungspolitik in dieser Stadt“. Bereits mit der Erschließung des Baugebietes Sonnenkamp Ost hätte man eine dort ansässige, dritte Grundschule planen müssen, die die Kinder der östlichen Stadtgebiete zentral zusammengebracht hätte. Generell habe man es seitens der Stadtverwaltung in den letzten Jahren versäumt, Eltern bei wichtigen bildungspolitischen Themen mit einzubeziehen.
Die Beschwichtigungsversuche seitens der Stadtverwaltung, es würde sich bei der Neueinteilung lediglich um eine temporäre Übergangslösung bis zur Fertigstellung der dritten Grundschule in 2025/26 handeln, winkte nicht nur Gebhardt ab. Bei dem seit geraumer Zeit vorherrschenden Mangel an Baukräften und -material sei eine zeitnahe Eröffnung mehr als fraglich. Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Heidi Weise forderte, die Änderungen, auch mit Hinblick auf die neue Durchmischung für die dritte Grundschule, so gering wie möglich zu halten. Kinder bräuchten, vor allem nach über zwei Jahren der Pandemie, mehr „Halt, Sicherheit und Wurzeln“.

Die finale Abstimmung, die auf Wunsch einiger Ratsmitglieder als geheime Wahl durchgeführt wurde, fiel dann auch denkbar knapp aus: Mit zwei Stimmen Vorsprung (15 Stimmen für „ja“, 13 für „nein“, keine Enthaltung) wurde dem Entwurf der Stadtverwaltung schlussendlich stattgegeben. Enttäuschte Gesichter gab es vor allem auf Seiten des StER sowie einiger anwesender Eltern, aber auch einiger Ratsmitglieder. Man habe sich hier mehr erhofft, ein besseres Handling des Themas und eine transparentere Kommunikation gewünscht.

SPD-Ratsherr Markus Brinkmann versuchte bereits vor der Abstimmung trotz allem ein positives Résumé zu ziehen. Die emotional geladene Diskussion zeige sehr anschaulich, dass es nicht immer einfach sei, eine Lösung zu finden, mit der alle Parteien zufrieden seien. Er hoffe auch zukünftig auf eine rege Anteilnahme der Bevölkerung, die bei kommunalpolitischen Themen sonst eher schwach ausfalle.

Womöglich wird dies früher der Fall sein, als so manch einem lieb ist, wenn mit der Eröffnung der dritten Grundschule am Standort Giebelstieg wieder alle Karten neu gemischt und Kinder und Eltern erneut vor ungewissen Änderungen stehen werden. /jph