„Ökumene ist alles“

Visitation in der St.-Paulus-Gemeinde in Hasede: Pastorin Verena Selck erzählt ihrem katholischen Kollegen Peter Abel, Superintendent Mirko Peisert und Pfarrer Harald Volkwein von der geplanten Reise von Maria und Josef. (Foto: Martina Prante)

Visitation bei der St. Paulus-Gemeinde in Hasede: Superintendent Mirko Peisert lädt Vertreter beider Kirchen an einen Tisch – Positive Bespiele für Gemeinschaft

Maria und Josef gehen ab dem 1. Advent auf Wanderschaft. Verena Selck hatte die Idee, in der Vorweihnachtszeit jeden Tag einen anderen Gastgeber für die beiden stabilen, hölzernen Figuren aus der Krippe der evangelischen St.-Paulus-Kirche in Hasede zu suchen. Sie wollte nach dem, aufgrund von Corona ausgefallenen, Lebendigen Adventskalender „wieder etwas Verbindendes schaffen“. Die Reaktionen waren durchweg positiv: Als eine der ersten hat die katholische St. Johannes-Gemeinde in Klein Förste die Hand gehoben, erzählt Diakon Peter Abel und setzt damit ein gutes Beispiel für gelebte Ökumene.

Ein Thema, das Mirko Peisert, Superintendent des Kirchenkreises Hildesheim-Sarstedt, auch während seiner Visitations-Woche in Hasede bewegt: „Ein absolutes Zukunftsthema. An Ökumene entscheidet sich die Glaubwürdigkeit der Kirche.“ Peisert plädiert für mehr ökumenische Gottesdienste, nicht als Highlight des Jahres, sondern fest verankert. „Ich möchte dafür eintreten, dass in einem Dorf mit verschiedenen Christen ein gemeinsames Verständnis, ein gemeinsamer Auftrag für das Quartier, die Stadt entsteht.“ Und Peisert ist überzeugt: „Da wächst was.“

Zum Beispiel der Gute Hirt in Sarstedt, eine Zweigstelle der Hildesheimer Lebensmittelausgabe. „Das geht über Pfarrgrenzen hinaus“, betont Abel, der mit Pfarrer Harald Volkwein (Heilig Geist Sarstedt, St. Vitus Giesen) für die katholische Kirche am Tisch im Gemeindehaus von St. Paulus sitzt. „Gesammelt werden Lebensmittel durch alle Dörfer und Institutionen. Das geht nur gemeinsam“, ergänzt Selck. Beim Start vor anderthalb Jahren konnte der Gute Hirt Sarstedt 30 Haushalte mit Kaltlebensmitteln versorgen. Inzwischen ist man aus dem Gemeindehaus ins Feuerwehrhaus Sarstedt umgezogen und gibt alle 14 Tage Lebensmittel an 200 Haushalte aus.

Heute habe keiner mehr Verständnis für konfessionelle Grenzen, betont Peisert. Das war nicht immer so: Als die ersten Protestanten in das traditionell katholische Dorf Hasede zogen, wurden sie nicht herzlich aufgenommen. „Inzwischen wird aber nicht mehr mit Bitterkeit darüber erzählt“, weiß Selck, die seit fünf Jahren Pastorin in Hasede ist. Es herrsche eine große Dankbarkeit in der Gemeinde für die Ökumene. So sind beide Kirchen angesprochen worden, als es um die Segnung eines neuen Feuerwehr-Fahrzeugs in Ahrbergen und Hasede ging, freuen sich Selck und Volkwein.

Ein weiteres gelungenes Beispiel für Ökumene sei der Runde Tisch Asyl, bei dem es um „sehr konkrete Begleitung von Geflüchteten“ gehe. Das Projekt sei zwar katholisch verortet, erklärt Volkwein. „Aber die Haltung ist wichtig, nicht die Konfession.“ Selck ergänzt: „Die, um die wir uns bemühen, sind weder katholisch noch evangelisch, sondern Menschen. Ökumene ist alles!“

Peisert besucht zum Abschluss der Visitation in Hasede am Freitag die Firma Völsing, Deutschlands größten Urnenhersteller. Bis dahin hat er auch mit Kirchenvorstand, Bürgermeister, Schulleitern und Ehrenamtlichen gesprochen. An denen mangelt es, erfährt der Superintendent von Pastorin Selck. „Für punktuelle Projekte finden wir genügend Helfer. Aber Menschen, die sich über Jahrzehnte fest verbinden und zum Beispiel  Besuchsdienste und Seniorennachmittage als persönliche Aufgabe empfinden, die gibt es immer weniger.“

Auf der anderen Seite lobt Peisert in Hasede den monatlichen Arbeitseinsatz vieler Menschen, die sich zum Beispiel um Außengelände kümmerten:„Bemerkenswert!“ Im Kirchenkreis einmalig ist auch der FC St. Paulus, eine Gruppe von Menschen, die sich um die gemeinsame Freizeitgestaltung in der Gemeinde wie Fahrten, Feste und Konzerte kümmert. „Das ist vor 40 Jahren mit einem Dorfpokal gestartet“, erzählt Selck. Aus dem Fußballclub ist ein Freizeitclub geworden. „Heute nennt er sich Freizeit-Gemeinschaft.“

Wer in der Vorweihnachtszeit noch Gastgeber für Maria und Josef sein möchte, kann sich bei der evangelischen Kirchengemeinde melden, entweder telefonisch unter T. 05121 / 770496 oder per Mail an KG.Hasede@evlka.de.

Bericht: Martina Prante