Endlich wieder Schule „live“

Welche Schule soll es werden? Beim Tag der offenen Tür am Gymnasium Sarstedt sollte mit einer Mischung aus Spaßigem und Informativem Kindern wie Eltern die Wahl der weiterführenden Schule erleichtert werden.

Für viele Viertklässlerinnen und Viertklässler in Sarstedt und Umgebung heißt es in wenigen Monaten wieder: Adé Grundschule, hallo… ja, was denn genau? Neben der Wahl der entsprechenden Schulform will auch die Wahl der konkreten Schule wohlüberlegt sein, für Kinder wie für Eltern gleichermaßen. Eine Gelegenheit für die Schulen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Und das ging dieses Jahr endlich mal wieder „live“ und hautnah. Das freut auch Christine Klein, Schulleiterin des Gymnasiums Sarstedt. In den Vorjahren sei man aufgrund des Infektionsgeschehens auf eine digitale Präsentation auf der Schulhomepage ausgewichen. „Das hat den Anmeldezahlen keinen Abbruch getan“, stellt Klein lachend fest. Trotzdem sei das Treffen von Angesicht zu Angesicht die deutlich schönere Alternative, sich gegenseitig kennen zu lernen.

Zufriedene Kinder sind die wohl beste Werbung. Fünftklässlerinnen Liva und Celine (v.l.) spielen beide die Klarinette und warben voller Euphorie für die Teilnahme an der Bläserklasse.

Von diesem Angebot machten am Tag der offenen Tür des Gymnasiums Sarstedt denn auch etliche Kinder und ihre Eltern Gebrauch. Begrüßt wurden sie direkt am Eingang von Schulleiterin und Lehrkräften persönlich, dahinter warteten bereits die Patinnen und Paten der aktuellen 5. Klassen mit einem Stand zur Herstellung selbst entworfener Anstecker. Patenschaften gehören zum Schulalltag am GySar fest dazu. Jedes Jahr übernehmen etwa drei bis vier Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen eine Patenschaft für eine neue 5. Klasse. Die 13-jährige Zoe ist eine von ihnen. Den neuen Kindern den Schulstart erleichtern, gemeinsame Ausflüge unternehmen, als Ansprechpartnerin fungieren, all das gehört als Patin zu ihren Aufgaben. Als „alte Hasen“ können sie und ihre Mitschüler:innen außerdem Tipps und Erfahrungen mit den jüngeren Klassen teilen. Hört man sich etwa bei den Kindern der zukünftigen 5. Klassen um, wird Französisch als zweite Fremdsprache oft Latein vorgezogen. Ein häufig genannter Grund: Der Schüleraustausch nach Frankreich. Als Lateinerin weiß Klassenpatin Zoe jedoch, dass man auch bei dieser Sprachwahl nicht zu kurz kommt, wenn etwa eine Fahrt in die ehemalige Römerstadt Trier unternommen wird.

Neben den beiden angebotenen Fremdsprachen, zwischen denen es sich zu entscheiden gilt, bietet das GySar auch noch andere Besonderheiten an. Die womöglich bekannteste von ihnen: die Bläserklasse. Diese wird nicht, wie oft fälschlicherweise vermutet, als geschlossene Klasse geführt, sondern ist eher als eine Art AG anzusehen. Ein großartiger Mehraufwand entfällt jedoch, denn der Bläserklassen-Unterricht findet zeitgleich mit dem regulären Musikunterricht statt, und auch Bläser- und Nichtbläserkinder können so trotz allem gemeinsam die gleiche Klasse besuchen. Eigentlich habe man durch die Teilnahme an der Bläserklasse nur Vorteile, findet auch Björn Ackermann, der als Fachobmann Musik natürlich nicht ganz unvoreingenommen ist. Die Kinder könnten ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse teilnehmen und würden dabei „vom ersten Ton an“ begleitet. Ganz nebenbei würde das Erlernen eines Instruments sich positiv auf die kognitive Entwicklung auswirken, außerdem sei das gemeinsame Musizieren schlichtweg „eine schöne Abwechslung“ im Schulalltag. Dem kann auch Fünftklässlerin Liva nur beipflichten. Musikalische Vorkenntnisse hatte sie bisher nur am Klavier, nun spielt sie die Klarinette und kann sich bereits nach dem ersten halben Jahr an den ersten großen Fortschritten erfreuen.

Die von Schüler:innen des GySar eigens konstruierten Roboter kamen bei den Besuchenden besonders gut an. In der entsprechenden Roboter-AG können die Kinder an weiteren Kreationen tüfteln.

Doch nicht nur musikalische Fähigkeiten sollen am Gymnasium Sarstedt gefördert werden. Die Forscher-AG etwa soll die Kinder von Klassenstufe 5 an für technische und naturwissenschaftliche Themen begeistern, wobei neben der Entdeckerfreude auch das Erlernen selbstständigen Arbeitens im Fokus stehen. Der Freude an Zahlen und am Knobeln widmet sich die Mathe-AG, die Kinder wie auch Eltern an diesem Abend mit kniffligen Mathe-Rätseln vor die eine oder Herausforderung stellte. Besonders beliebt waren außerdem die Konstruktionen der Roboter-AG. Diese ist in den Klassenstufen 5 und 6 noch den Mädchen vorbehalten, während ab Klassenstufe 7 alle gemeinsam tüfteln können. Mit Lego-Technic-Bausätzen und der entsprechenden Software entstehen hier die unterschiedlichsten Kreationen, wie etwa Fahrzeuge, die automatisch Hindernisse erkennen oder auf Geräusche reagieren. Mehr als nur eine AG ist die 2018 gegründete Schülerfirma „gstyle“, die wie eine echte Firma aus einer Geschäftsführung und separaten Teams für Marketing, Design, Finanzen und IT zusammengesetzt ist. Als Vorstandsmitglied machte Zwölftklässler Noah Kian Wirries nicht nur Werbung für die gstyle-Produkte, von denen sich Kinder und Eltern am Tag der offenen Tür selber überzeugen konnten, sondern auch für die Schülerfirma an sich. Diese sei zwar im Vergleich zu klassischen AGs arbeitsintensiver, der kreative Schaffungsprozess dafür aber auch besonders spannend. Und: „Es bereitet aufs Arbeitsleben vor“, ist sich Noah sicher, denn die Arbeitsabläufe und die Zusammenarbeit der verschiedenen Abteilungen der Schülerfirma seien eben genau wie die eines jeden anderen Unternehmens.

Sie kümmert sich neben der Schulbücherei auch um die Kinder in der Hausaufgabenbetreuung: Bei Frau Kitzmann können Schülerinnen und Schüler nach Unterrichtsende ihre Hausaufgaben ganz in Ruhe erledigen oder sich auch gemeinsam auf Klassenarbeiten vorbereiten.

Neben Informationen zu weiteren Arbeitsgemeinschaften wie der Film- oder der Delf-AG, der Schul-Fußballmannschaften für Mädchen und Jungen, der freiwilligen Hausaufgabenbetreuung sowie den Plänen zum geplanten Neubau wurden auch Ergebnisse aus dem klassischen Schulunterricht präsentiert. Eine Chemie-Vorführung, Ausstellungen zu Buchprojekten im Fach Deutsch, Experimente mit Stromkreisen sowie diverse Info-Plakate und Filmvorführungen sollten Kindern und Eltern einen Einblick in den Unterrichtsalltag ermöglichen. Verköstigungen aus fair produzierten Lebensmitteln am Faire Welt-Stand, Kaffee und Kuchen vom Schulelternrat sowie Crêpes von der Delf-AG sorgten währenddessen dafür, dass die Kräfte bei all den Eindrücken nicht nachließen.

Für einige Kinder und Eltern, vor allem für all jene aus dem Sarstedter Raum, stand bereits vor dem Tag der offenen Tür fest, dass die Schulkarriere nach den Sommerferien am GySar fortgeführt werden soll. Für alle unentschlossenen Kinder aus der Regenbogen- und Kastanienhofschule gibt es jeweils am 08. und 09. März noch die Gelegenheit, an einem Schnupperunterricht teilzunehmen. Viertklässler:innen außerhalb Sarstedts können sich telefonisch für einen Besuchstag anmelden. Im Zeitraum vom 22.05. bis 24.05.23 werden dann die Anmeldungen für die neuen 5. Klassen angenommen (Anmeldeunterlagen gibt es ab Mai unter www.gymnasiumsarstedt.de), bis dahin müssen auch die letzten Familien ihre Entscheidung gefällt haben. /jph