Es gehört zum Sarstedter Sommeranfang wie das Anbaden im Innerstebad oder das erste Eis in der Innenstadt: das Sarstedter Schützenfest, das auch dieses Jahr wieder an vier aufeinanderfolgenden Tagen für reichhaltige Unterhaltung für die ganze Familie sorgte.
Bereits Tage und Wochen zuvor wurde immer wieder ordentlich die Werbetrommel gerührt und mit Flyern, Plakaten und Bannern auf das Großereignis hingewiesen. Einen Tag vor dem Festauftakt konnten dann auch schon die ersten traditionellen Schützenuniformen gesichtet werden, als eine Delegation der Alten Schützengilde von 1813 zu Sarstedt (ASG) und des Schützenvereins Sarstedt von 1951 (SV 51) den Kindertagesstätten Im Sacke einen kleinen Besuch abstattete. In prächtige Tracht gehüllt und mit kleinen Geschenken bepackt stießen die Schützinnen auf lauter neugierige und aufgeregte Kinder. Hier konnte nach langer Wartezeit die frohe Botschaft verkündet werden: Der Beginn des Schützenfestes stand endlich kurz bevor.
Auftakt für vier heiße Tage
Während der Festplatz bereits am Freitagnachmittag für den Publikumsverkehr geöffnet war, hielten sich einige Sarstedterinnen und Sarstedter bis zum offiziellen Auftakt am Abend zurück. Zu einem ökumenischen Gottesdienst empfingen Pastor Fricke-Zieseniß und Pfarrer Volkwein Vertretende der Schützenvereine und der Stadtverwaltung sowie Interessierte aus der Bevölkerung in der St. Nicolai Kirche – und stimmten mit lockeren Sprüchen auf die bevorstehende Feststimmung ein. „Es liegt eine freudige Erwartung in der Luft“, stellte Pfarrer Volkwein beim gedanklichen Gang durch die geschmückte Innenstadt fest. Das Schützenfest sei jedes Jahr ein wahres „Highlight im Sommer“, so Volkwein weiter und sinnierte nur halb im Ernst: „Man muss ja auch etwas zwischen Weihnachten und Weihnachten haben.“ Auch Pastor Fricke-Zieseniß ließ es sich nicht nehmen, die Anwesenden mit einem augenzwinkernden „Und wer hier schweigt, kommt nicht an den Tresen“ zum gemeinsamen Singen zu animieren, ehe sich der Festzug in Richtung des Friedrich-Ebert-Parks in Bewegung setzte.
Neben all der Gelassenheit gehört auch die Kranzniederlegung am Ehrendenkmal in der Friedrich-Ebert-Straße als fester Bestandteil zu jedem Schützenfestauftakt dazu. Während die heiße Juni-Sonne sich ihren Weg durch die Kronen der umliegenden Bäume bahnte, gedachten die Schützinnen und Schützen mit einem großen Zapfenstreich den im Krieg Gefallenen und ihren Angehörigen. Eine Zeremonie, die aufgrund andauernder Kriegszustände innerhalb Europas auch heute nicht an Bedeutung verliert.
Nach der anschließenden Ankunft des Festzuges auf dem Festplatz und dem Fassanstich durch Bürgermeisterin Heike Brennecke stand dem ausgelassenen Teil des Abends nichts mehr im Wege. Bei geradezu tropischen Temperaturen im Festzelt ließen sich die Anwesenden die kühlen Getränke schmecken und prosteten sich zu den Klängen des Sarstedter Blasorchesters zu. Einen heiß erwarteten Programmpunkt stellte die anschließende Verleihung der Heimatscheiben, der Bürgerpreisscheibe, der Festscheiben Stadt Sarstedt, Niedersachen und Deutschland, sowie des Pastorentellers und des Maiwiesenpokals dar, die immer wieder zu lauten Jubelrufen und Beifallsstürmen führten.
Mit Pauken und Trompeten durch die Straßen
In Begleitung des Spielmannszugs Sarstedt und des Sarstedter Blasorchesters stand am Nachmittag des Schützenfestsamstags die traditionelle Abholung der Schützenkönig:innen des Vorjahres an. Bei gleichbleibend hochsommerlichen Temperaturen war auch der Festplatz wieder gut gefüllt. Klein und Groß ließen es sich hier bei klebrig-süßen bis herzhaften Leckereien und kühlen Getränken gutgehen, Gruppen von Jugendlichen testeten an den bunt-leuchtenden Fahrgeschäften ihre Schwindelfreiheit und Kinder und Eltern versuchten ihr Glück beim Dosenwerfen, Entenangeln oder Loseziehen. Zum Abend hin wurde mit einem „Mallorca Spezial“ der Masse im Festzelt zusätzlich eingeheizt und so ging auch an diesem zweiten Festtag für all jene mit langem Atem der Tag erst zu später Stunde zu Ende.
Doch lange Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, bereits am Sonntagmittag standen die ersten Schützinnen und Schützen wieder uniformiert vor dem Rathaus bereit, um die Sieger der Festscheibe Jugend und des Stadtschützenpokals sowie die Bürgerkönig:innen zu verkünden. Als besonderer Höhepunkt des Schützenfestes lockte der große Schützenumzug um 15.00 Uhr wieder etliche Menschen aus Sarstedt und Umgebung auf die Straßen. Angeführt durch Schützen und Spielmannszüge beeindruckte der Festzug auch dieses Jahr durch musikalische, sportliche und anderweitig unterhaltsame Darbietungen lokaler Vereine, Betriebe und Organisationen, die mit großem Hallo und teils schillernden Kostümierungen Kamelle werfend durch die Stadt zogen.
Die Kleinen ganz groß
Mit Bekanntgabe der Zweit- bis Viertplatzierten der Königsscheiben am Montagmittag waren auch die letzten Preise des diesjährigen Volksschießens verliehen. Doch damit galt das Schützenfest noch lange nicht als beendet. Denn wie jedes Jahr stand der Festmontag ganz im Zeichen der Familien. Mit einem kleineren, auch für kurze Kinderbeine zu bewältigenden Umzug zogen Schützenvereine und Familien vom Innerstebad-Parkplatz ausgehend durch die Fußgängerzone, ehe sie am in strahlenden Sonnenschein getauchten Festplatz einkehrten. Hier erwartete die Kleinsten bereits Clownsfrau Floh, die jedes Jahr aufs Neue dafür sorgt, dass das Festzelt von Kinderlachen erfüllt wird. Strahlende Kinderaugen gaben es anschließend bei einer spannenden Bingo-Partie und der damit verbundenen Preisverleihung. Neben Freikarten für den Familien-Freizeitpark Rasti-Land sowie einem nagelneuen Fahrrad gab es auch sonst einige tolle Gewinne abzustauben – und das wichtigste dabei: Kein Kind musste leer ausgehen. Reduzierte Preise an den verschiedenen Fahrgeschäften und Buden lockten außerdem zu einer Extra-Runde in Autoscooter, Karussell & Co.
Ein letztes Mal erfüllte laute Partymusik das Festzelt, schallten Rufe und herzhaftes Lachen über den Festplatz, erleuchteten schillernde Lichter die laue Sommernacht. Mit einem bunt-glitzernden und laut knallenden Feuerwerk verabschiedeten sich Schützenvereine und Schausteller nach Einbruch der Dunkelheit und beschlossen damit das Sarstedter Volks- und Schützenfest 2023. Danke und bis zum nächsten Jahr. /jph