Der diesjährige Volkstrauertag in den Ortsteilen Ingeln und Oesselse verzeichnete eine erfreulich große Beteiligung aus der Bevölkerung und dem Vereinsleben. Unter den Teilnehmenden waren Mitglieder der Schützenvereine „Horrido“ Ingeln und Oesselse, der Freiwilligen Feuerwehr Ingeln-Oesselse, Vertretende der Politik und des Vereins Ingeln-Oesselse aktiv sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die an den Ehrendenkmälern Alte Schule in Ingeln und auf dem Friedhof in Oesselse zusammenkamen.
In diesem Jahr bildete die Albert-Einstein-Schule in Laatzen unter der Leitung von Wilhelm Paetzmann eine Gruppe von drei Schülerinnen und einem Schüler, die aktuelle Bezüge zu den Folgen von Hass, Hetze und Verfolgung herstellten. In seiner herzlichen Begrüßung betonte Ortsbürgermeister Heinrich Hennies: „Heute nach dem Motto: Das Erinnern darf nicht enden! Wir wollen und dürfen diese Gedenkstunde nicht als Pflichtübung betrachten. Vor allem die jüngere Generation ist offenbar der Meinung, dass sie hiermit nichts mehr zu tun habe.“ Deshalb sei es eine wichtige Aufgabe, die Erinnerung an die Opfer wach zu halten. Als Gesellschaft seien wir in der Verantwortung, die Wahrheit über die Geschichte zu erzählen und so den Toten gerecht zu werden, so Hennies.
Wilhelm Paetzmann, Fachbereichsleiter der Gesellschaftswissenschaften der Albert-Einstein-Schule in Laatzen erklärte: „Der Volkstrauertag stellt uns vor die schier unmögliche Aufgabe, der Millionen von Menschen zu gedenken, die in der jüngeren Vergangenheit getötet wurden. Als Soldaten, durch Fliegerangriffe, auf der Flucht, aufgrund ihrer Religion oder ihrer Überzeugung. Oder, weil sie als lebensunwert eingestuft wurden. Verstrickt und verblendet von einer unmenschlichen Ideologie.“
Im Anschluss sprachen die Schülerinnen der Albert-Einstein-Schule in Laatzen über die dramatischen Umstände ihrer Familien in Kriegen, während der Verfolgung, der Brandmarkung als Russland-Deutsche und der Flucht aus ihren Heimatländern. Schüler Diyar Abduh berichtete davon, wie seine kurdische Familie in Syrien in ständiger Todesangst geflüchtet sei und ohne jegliches Hab und Gut in Deutschland eine neue Heimat gefunden habe. Diese greifbaren Schrecken ließen jeden Anwesenden erschaudern und erneut vergegenwärtigen, welches Glück es bedeutet, zusammen in einer starken Demokratie zu leben, und auch die Verantwortung, diese stets zu verteidigen.
Der neue Pastor von Ingeln-Oesselse, Christoph Tödter, stellte einen Bezug zu dem bekannten Bibel-Zitat „Schwerter zu Pflugscharen und Speere zu Winzermessern“ her. Dieses Zitat symbolisiert die Umwandlung von Kriegswaffen in Werkzeuge des Friedens und der Landwirtschaft und drückt die Hoffnung auf eine friedliche und gerechte Welt aus. „Die Botschaft des Propheten Micha ist heute genauso relevant wie damals“, betonte Pastor Tödter.
Gemeinsam mit Ortsbürgermeister Heinrich Hennies und Stellvertreter Michael Riedel wurde anschließend feierlich ein Kranz niedergelegt. Den Abschluss bildete das gemeinsame Singen der deutschen Nationalhymne.