Große Unterstützung für Flüchtlinge aus der Ukraine 

Runder Tisch

Derzeit schaut die Welt fassungslos auf den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine. Auch in Sarstedt ist man über die Ereignisse der letzten Wochen schockiert und zeigt große Solidarität mit den Menschen dort. „Der Krieg muss umgehend gestoppt werden, dafür stehen wir auch in unserer Stadt ein“, so Heike Brennecke, Bürgermeisterin der Stadt Sarstedt anlässlich eines Runden Tisches unter der Themenstellung „Sarstedt hilft“, der am 7. März im Stadtsaal stattfand. Dieser war bis auf den allerletzten Platz voll besetzt, was das große Interesse an Information und dem Wunsch, zu helfen, in der Stadt unterstrich.

Nach einer einleitenden Geschichte über Nächstenliebe von Claudia Duval führte Heike Brennecke den Teilnehmern noch einmal die Grausamkeit des Krieges vor Augen. „Was für ein Wahnsinn und was für ein Leid vor unserer Haustür“, proklamierte sie und stellte die Frage in den Raum: „Was können wir tun?“ Sie hoffe, dass den Menschen, die hier ankommen, eine Notunterkunft nach dem Vorbild von 2015 erspart bleibe. „Wir haben keinen perfekten Plan in der Tasche“, so die Bürgermeisterin. Aber man wolle auf diesem Weg ins Gespräch kommen und sich austauschen, um die Situation gemeinsam zu meistern. 

Auch Pastor Fricke-Zieseniß der St. Nicolai Kirche hob hervor: „Krieg ist bei vielen noch nicht vergessen.“ Daher sei viel Solidarität mit den Menschen in der Ukraine spürbar. Nun brauche es Phantasie, Vernunft und Gemeinschaftssinn, um den Menschen in der Ukraine zu helfen. Das Gute sei, dass andere Länder in der EU mitmachen. Gleichzeitig macht er Mut: „Wir werden wachsen mit dem, was uns zuwächst“.

Neben dem Eruieren von Hilfsmöglichkeiten gab es seitens der Stadt auch Informationen über die aktuelle Lage, rechtliche Informationen, sowie Informationen über die bereits angelaufenen Hilfsprojekte in Sarstedt und vor Ort in der Ukraine. Gemeinsam mit verschiedenen Partnern wie Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden, Politik, Wirtschaft und Verwaltung, Netzwerken sowie Bürgerinnen und Bürgern, die helfen möchten, bereite man sich in Sarstedt auf die zu erwartenden Flüchtlinge vor und schaffe die dafür notwendige Infrastruktur. Dazu zählen Unterkunftsmöglichkeiten, die Versorgung der Geflüchteten mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Sanitärartikeln, die Betreuung und ehrenamtliche Begleitung, Unterstützung durch Dolmetscherinnen und Dolmetscher, sowie Lagerkapazitäten für Spenden. 

Sven Janisch, Fachbereichsleiter Finanzen und Ordnung im Sarstedter Rathaus, gab einige rechtliche Hintergrundinformationen, die es bei der Aufnahme von Geflüchteten zu beachten gilt. Auch wenn Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine mit biometrischem Reisedokument die Möglichkeit haben, sich 90 Tage visumsfrei in Deutschland aufzuhalten, rät er allen Ankommenden, sich bei der Landesaufnahmebehörde anzumelden. Dieses sei wichtig, um zu wissen, wie viele Menschen Hilfe benötigen. Man müsse die Verfahren einhalten, um den Überblick zu behalten. Bürgerinnen und Bürger aus der Ukraine, die Verwandte oder Bekannte in Sarstedt haben, können sofort zuziehen und sich bei der Stadt registrieren lassen. Die Registrierung ist auch erforderlich, um einen Anspruch auf finanzielle Unterstützung zu bekommen, was angesichts gesperrter Konten und Kreditkarten der Ukraine ein wichtiger Faktor für das Leben in Deutschland sein wird. Ferner wird bei der Aufnahme u.a. auch der Impfstatus der Ankommenden erfasst, so dass diese gegebenenfalls unbürokratisch am Impfprogramm teilnehmen können und auch Krankenversicherungsschutz genießen. Ein wichtiger Hinweis: Unbegleitete Minderjährige dürfen ausschließlich über das Jugendamt aufgenommen werden!

„Wir schaffen das mit Ihnen gemeinsam, aber ohne ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement werden wir es nicht bewältigen können“, ermutigte Sven Janisch die Anwesenden.

Kontakte im Rathaus

Flüchtlingssituation und die Integration der Geflüchteten vor Ort
Ina Gehrmann – Telefon-Nummer 05066 805-66
E-Mail: ina.gehrmann@sarstedt.de

Wohnraumangebote (diese werden gesammelt an den Landkreis Hildesheim weitergeleitet werden, der wiederum die Verteilung der Ankommenden auf den angebotenen Wohnraum übernimmt)
Heike Laugwitz – Telefon-Nummer 05066 805-78
E-Mail: heike.laugwitz@sarstedt.de

Fragen in Bezug auf Aufnahmestatus, Melderecht und Formalitäten
Sven Janisch – Telefon-Nummer 05066 805-75
E-Mail: sven.janisch@sarstedt.de Sven Janisch für 

Vorhandene Angebote

Im Kolping Kleiderladen im Sozialen Kaufhaus, Holztorstraße 32, können sich ankommende Geflüchtete kostenlos einkleiden. Die Spendenbereitschaft ist phänomenal, berichtete Heinrich Albers. „Die Mitarbeiter vor Ort haben schon Großartiges geleistet“ hob er hervor, wies jedoch darauf hin, dass Kleidung aktuell nicht mehr entgegengenommen werde. Kleidung sei ausreichend vor Ort in der Ukraine vorhanden, in den Hilfsunterkünften in Polen und Ungarn werden die Verteilung durch Organisationen wie das DRK und den THW koordiniert, so dass Kleidung aktuell nicht benötigt werde.

Benötigt werden Medikamente, Erste-Hilfe-Utensilien, Hygieneartikel, Babynahrung, Campingmaterial und Dinge des täglichen Bedarfs. Diese können weiterhin dort abgegeben werden. Geflüchtete Menschen können nach der Ankunft in Sarstedt gegen Vorlage eines Ausweises direkt im Kolping Kleiderladen kostenlose Kleidung bekommen. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr.

Im Sozialen Kaufhaus ist auch die Lebensmittelausgabe „Guter Hirt“ zu Hause. Marina Seidel informierte hierzu, dass die ankommenden Menschen eine Erstausstattung an Lebensmitteln und Hygieneartikeln erhalten, eine Dauerversorgung jedoch mit den derzeitigen Möglichkeiten nicht sichergestellt werden könne.

Die Freiwilligen Agentur „Spontan“ steht laut Magdalena Mertens für kleine Unterstützungen im Alltag in Abstimmung mit Ina Gehrmann zur Verfügung.

Dennis Beckmann, Sarstedter und Mitarbeiter der K+S, berichtete über Spendentransporte in die Ukraine und bot an, Spenden mit nach Sehnde zum Kaliwerk zu nehmen. Angesichts der katastrophalen Situation in den Krankenhäusern der Ukraine werden medizinische Produkte, Verbandsmaterial und Medikamente dringend benötigt. Zudem werden Fahrer für die Transporte gesucht. Für Spenden oder Fahrangebote ist Herr Beckmann unter der Tel. Nr. 0163 33 88 303 erreichbar. 

In Gödringen sind bereits einige Flüchtlinge angekommen. Unter den Helfenden gibt es eine große Solidarität. Wer nicht selbst helfen kann, unterstützt mit finanziellen Mitteln. 

Was fehlt noch?

Bürgermeisterin Brennecke fasste zusammen, was derzeit noch fehlt. Wer Geflüchtete bei Behördengängen unterstützen kann, wer Zeit hat für praktische Lebenshilfe wie beispielsweise Begleitung bei Arztbesuchen, oder wer als Dolmetscher zur Verfügung stehen würde, der möge sich bitte bei der Stadt Sarstedt melden. Alle Hilfsangebote werden dort in einer Datenbank zusammentragen und bei Bedarf in Anspruch genommen. 

Auch Wohnraum für Geflüchtete wird nach wie vor benötigt. Wer Wohnraum zur Verfügung stellen möchte, solle sich jedoch darüber im Klaren sein, dass die Dauer der Bewohnung unklar sei und man sich auf eine längere Zeit einstellen müsse. Acht Wochen seien da nicht realistisch.

Die Bürgermeisterin beschloss die Veranstaltung mit dem Appel, die russischen Bürgerinnen und Bürger, die bei uns leben, nicht für das Geschehen in der Ukraine verantwortlich zu machen. „Es ist nicht der Krieg der Menschen in Russland sondern der Krieg von Putin. Russen, die hier bei uns leben, wollen Frieden in ihrer Heimat und in der Ukraine“, betonte sie ausdrücklich. 

Alle Informationen und Kontaktdaten sind auch auf der Homepage der Stadt Sarstedt zu finden. Über das Netzwerk „Sarstedt hilft“ will man auch weiterhin am Runden Tisch im Gespräch bleiben, sich austauschen und vernetzen, um alle Möglichkeiten so effektiv wie möglich zu nutzen. Die nächste Veranstaltung dazu ist für Anfang April geplant.

Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist derzeit nicht absehbar. Wieviel Bewegung darin liegt, zeigt sich bereits daran, dass am 14. März, nur wenige Tage nach der Veranstaltung, die erste Sammelunterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine in Sarstedt eingerichtet wurde. Bis zu 50 Personen finden seitdem in der Sporthalle des Gymnasiums bis zur Vermittlung eines passenden Wohnraums eine Unterkunft. 

Christian Neumann