Paul-Gerhardt-Chor übt Bühnenpräsenz

Wiedersehensfreude auf „Knopfdruck“: Der Paul-Gerhardt-Chor übt Körpersprache. Foto und Text: Christina Steffani-Böringer

„Alles für das Publikum“

Wer schon einmal den Auftritt eines Chores verfolgt hat, der weiß, es kommt nicht nur auf die Schönheit der Stimmen und ihren Zusammenklang an. Beim Zuschauen erfreut man sich – zumindest unterbewusst – auch an der optischen Darbietung. Das haben sich nun auch die Mitglieder des Paul-Gerhardt-Chores der St. Nicolai-Gemeinde in Sarstedt intensiv bewusst gemacht. Am Samstag, dem 2. Juli erarbeiteten sie sich in einem „Choreografie“-Workshop die Grundlagen dessen, was einen guten Auftritt auch optisch ausmacht. Der Workshop wurde anteilig gesponsert vom Bundesmusikverband Chor und Orchester.

Es ging aber dabei nicht, wie der Titel der Tagesveranstaltung nahelegte, um ausgefeilte (Tanz-)Schrittkombinationen und Körperarrangements im Raum, sondern vor allem um die Selbstwahrnehmung auf der Bühne, wie Workshopleiterin Christiane Hess immer wieder betonte.

Die Schauspielerin, Regisseurin und Theaterpädagogin, die seit 2013 auch mit Chören arbeitet, legte den Schwerpunkt der praktischen Übungen auf die kleinen, aber auffälligen Elemente der Körpersprache. Diese selbst wahrzunehmen, sich selbst wahrzunehmen, wie man auf das Publikum wirkt mit dem, was man tut, war Inhalt: „Alles, was zum Auftritt gehört, schon ab der ersten Sichtbarkeit auf der Bühne, ist wichtig. Und bis zu dem Zeitpunkt, wo man wieder aus dem Blickfeld verschwindet.“ Ihr Motto sei dabei „Alles für das Publikum, bis zur letzten Sekunde.“ Daher ging es darum, „sich selbst sozusagen zuzugucken.“

Und so übten die Teilnehmenden unter anderem „Standbilder“, ähnlich dem Partyspiel „Stopptanz“, allerdings mit der Herausforderung, auf ein Zeichen hin „einzufrieren“ und dabei einen jeweils angesagten Ausdruck als innere Haltung anzunehmen, ausgedrückt nur durch die Körpersprache: traurig, arrogant, frieren, Zufriedenheit, Freude. Das sorgte bei den Sängerinnen und Sängern für viel Amüsement; wann sieht man schon mal gruppenweise auf Signal „gelangweilt“ aus. Oder bewegt auf ein Zeichen nur die rechte Schulter, den linken Fuß oder die Hüfte.

„Das Publikum sieht bei einem Chorauftritt das, was anders in der Gruppe ist als bei den anderen.“ Das zu vermeiden oder sogar ganz bewusst zur Blicklenkung einzusetzen, sei Ziel einer erfolgreichen Chor-Choreografie.

Den Erfolg ihres Workshops konnten die Teilnehmenden zum Schluss selbst begutachten. Am Anfang und zum Ende des Tages war ein und derselbe Lied-Vortrag gefilmt worden und zeigte allen zweifelsfrei, was schon kleine Haltungsänderungen oder bewusste Körperwahrnehmung ausmachen für einen gelungenen Auftritt. /stb