Etwas bewirken und anders machen – Marco Thorenz engagiert sich im Giftener Kapellenvorstand

Marco Thorenz ist zuständig für die Substanz der Kapelle aus dem 16. Jahrhundert. (Foto & Text: Martina Prante)

2024 werden in der ev.-luth. Landeskirche Hannover die neuen Kirchenvorstände gewählt. Die Aufgaben im Kirchenvorstand sind vielfältig: Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und die Gemeinde mitzugestalten. Bewerber und Bewerberinnen können noch bis zum 10. Oktober dieses Jahres benannt werden. Was so ein Ehrenamt bedeutet und wie viel Spaß es machen kann, erzählt hier Marco Thorenz vom Kirchenvorstand der Martin-Luther-Kapellengemeinde in Giften.

Alles fing mit dem Pastor an: „Den mögen wir sehr“, sagt Marco Thorenz über Hans-Peter Borcholt – seine Gottesdienste und seine menschliche Art hätten ihn und seine Frau berührt. Zudem gab es im Leben des Paares vor 17 Jahren einige Ereignisse, die beide der Kirche näherbrachten. Inzwischen ist Thorenz‘ Frau Inga die Küsterin und der 49-Jährige seit zweieinhalb Jahren im vierköpfigen Kapellen-Vorstand der Martin-Luther-Gemeinde in Giften. Lange musste der Eventlogistiker auf die Nachberufung warten: „Ich wollte etwas bewirken und anders machen“, sagt er. Manches geht ihm zwar zu langsam, „aber ich bleibe dran“.

Der gelernte Schlosser trägt Glatze, Totenkopf-Tattoos sowie Ohrring und fährt seit 29 Jahren LKW. In der kleinen, 1965 umgebauten und vor sechs Jahren neu gestrichenen Kapelle aus dem 16. Jahrhundert wird sein Stolz auf dieses Kleinod spürbar. Die kleine Kapelle habe oft mehr Gottesdienstbesuchende als manche große Kirche, sagt Thorenz und schwärmt vom Klang der sanierten Orgel: „Da bekomme ich Gänsehaut.“ Er zeigt auf das Podest, das er für das Gottesdienstbuch auf dem Altar hergestellt hat und auf den alten Taufbaum, den er neu gestalten will: „Ich will meiner Frau das Leben erleichtern, und was ich mache, das mache ich mit Liebe.“

Seit fünf Jahren wirkt Thorenz aktiv in der Gemeindearbeit mit, im Kapellenvorstand (eine Umbenennung in Kirchenvorstand ist im Prozess) ist er für Bau- und Gartenpflege zuständig. Als Baubeauftragter hat er ein Auge auf die Substanz von Kirche und Gemeindehaus und arbeitet mit dem Amt für Bau- und Kunstpflege zusammen. „Es gibt viele Risse, weil durch die Schächte des Kaliwerks unter den Gebäuden viel Bewegung ist.“ Für den schönen Garten ist seine Frau zuständig, Thorenz selber mäht die große Rasenfläche, auf der auch die Sommerkirche stattfindet. „Eine Stunde brauche ich jedes Mal“, erzählt er von seiner Arbeit auf dem Rasentrecker.

Aber der Kapellenvorstand – das Verwaltungsgremium trifft sich alle drei Monate – kümmert sich um mehr: In jedem Gottesdienst ist ein Mitglied des KV für Begrüßung, Liturgie und Kollekte zuständig. Außerdem nimmt Marco Thorenz an den Sitzungen der Verbandskirche St. Paulus in Sarstedt teil, und auch bei den Sitzungen der Synode sind die Mitglieder des Kirchenvorstands dabei. Dort wird zurzeit eine neue Kirchenform für die Region auf den Weg gebracht: „Einer von vier Pastoren geht in Rente und sieben Kirchen werden zusammengelegt“, berichtet Thorenz.

Für ihn ist das Interesse an Kirche mit der Zeit gewachsen. Dazu haben auch die Kinder beigetragen, die im Krippenspiel mitgewirkt haben. „Meine zehnjährige Tochter will zurzeit Pastorin und Religionslehrerin werden“, erzählt der Vater schmunzelnd. Und der 15-jährige Sohn begleite als Teamer Konfirmanden und Konfirmandinnen.

Thorenz selber ist inzwischen zum Lektor ausgebildet worden, der eigenständig Gottesdienste gestalten und leiten kann; die Einsegnung ist im September. „Ich hinterfrage die Bibeltexte und verstehe sie jetzt viel besser“, sagt er. Und damit könne er sie auch den Gottesdienstbesuchenden besser und spannender vermitteln. Die Resonanz auf seine bisherigen Lesungen sei positiv gewesen, freut sich Thorenz.

Doch mit Besuchen in den Gottesdiensten anderer Gemeinden wuchs auch die Lust auf Veränderung: mehr Musik, andere Predigten, eine lockerere Liturgie, vielleicht mal ein Taizé-Gottesdienst – das wünscht er sich. Auch würde er im Gemeindehaus gern mehr Leben und mehr Gruppen sehen. Das grüne Datenkonto – einen Energiepass für Kirchen – hat der 49-Jährige im Kapellenvorstand auf den Weg gebracht. „Es gibt immer wieder kleine Erfolge“, sagt Marco Thorenz.