Kaja kennt sich aus. Die zweijährige Labrador Hündin steuert schon nach dem Betreten des Caritas Altenzentrums Heilig Geist in der Sarstedter Burgstrasse zielsicher auf die Tür zu, hinter der sich ihre betagten Fans befinden. Kaja ist ein erfahrener Therapie-Hund. Regelmäßig besucht sie mit ihrer Besitzerin Larissa Bertram und anderen Artgenossen die Bewohner des Altenzentrums. Das Ziel: die körperliche und geistige Gesundheit der Senioren zu steigern.
„Diese Therapieform mit dem Einsatz von Hunden findet in Gruppen oder als Einzeltherapie statt“, umreißt Christian Richter, Leiter des Caritas Altenzentrums Heilig Geist, das ungewöhnliche Konzept. „Vorrangig geht es darum, bei den Bewohnern eine ruhige und entspannte Atmosphäre zu schaffen, den Erwerb von sozialen Kompetenzen zu ermöglichen oder auszubauen, aber auch die Kommunikation und Gedächtnisleistung zu erhalten oder immer weiter zu verbessern. Die Erfolge sind wirklich beeindruckend!“
Sobald die Hünding erscheint, sieht man schon das erste Lächeln auf den Gesichtern der Senioren. Sie wird wahrgenommen, begrüßt wedelnd die Anwesenden und lässt sich streicheln. Diese Beachtung und Aufmerksamkeit führt zu genau dem Effekt, den das Therapeutenteam und Christian Richter erreichen möchten. Die gesamte Zeit sind die Senioren auf den Hund fixiert und vor allem konzentriert. „Die körperliche Nähe zwischen Tier und Mensch ist sehr wichtig“, erklärt Christian Richter, „der Hund ermöglicht Körperkontakte und bietet somit viele Möglichkeiten der nonverbalen Kommunikation. Das wirkt möglichen Depressionen entgegen, Antriebsschwächen kann man so gut ausgleichen und das Tier regt sozusagen spielerisch Gedächtnis, Sprache und Motorik an.“
Oft müssen sich gerade die an Demenz erkrankten Senioren beim Einzug in eine Einrichtung von ihrem Haustier trennen. „Sie reagieren ganz besonders positiv auf die Hundebesuche“, sagt Christian Richter, „man sieht förmlich, wie positive Erinnerungen bei den Bewohnern in den Vordergrund treten, der Kontakt zu dem Tier gesucht wird und das Gespräch untereinander stattfindet.“
In den Caritas-Senioreneinrichtungen gehören Therapiehunde mittlerweile zum festen Bestandteil des Pflegekonzepts. Denn: „Sie bringen nicht nur Freude in das Leben alter Menschen, sondern bewirken auch vielfältige medizinische Verbesserungen“, beobachtet auch Christian Richter. So haben Studien gezeigt, dass der Besuch eines Therapiehundes zum Beispiel bei bettlägerigen Menschen den Blutdruck senken kann, auf die Atemfrequenz beruhigend wirkt und sogar den Kreislauf stabilisieren kann.
Aber nicht jeder Hund ist für den Besuch in Senioreneinrichtungen einsetzbar. „In einem mehrwöchigen Kurs werden Hund und Besitzer zielgerichtet ausgebildet“, erläutert Christian Richter, „dabei wird dem Vierbeiner beigebracht, sich immer neutral zu verhalten, auch wenn er aus Versehen mal etwas gröber berührt wird. Sein Stressniveau wird gesenkt, so dass er in jeder Situation gelassen bleibt. Durch spezielle Übungen wird der Hund auf ungewöhnliche optische Reize, unterschiedliche Umgebungen, Geräusche, aber auch auf Personen mit ungewohnten Bewegungsmustern, Rollatoren oder Gehhilfen entsprechend vorbereitet.“
In den meisten Fällen arbeiten die Therapieteams, also Hund und Besitzer, ehrenamtlich. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die Ausbildung eines Therapiehundes kostet eine Menge Geld“, sagt Christian Richter, „auch aus diesem Grund sind wir dankbar, dass die Hunde regelmäßig in unsere Einrichtung kommen.“