Verkehrsunfallstatistik 2024 des Polizeikommissariats Sarstedt

Zwar ist die Zahl an Verkehrsunfällen im Zuständigkeitsbereich des PK Sarstedt rückläufig, doch wie aus der Verkehrsunfallstatistik 2024 hervorgeht, stellen zahlreiche Fahrten unter Einfluss von Alkohol und/oder Drogen bzw. Medikamenten nach wie vor ein Problem dar. (Symbolbild: Freepik/aleksandarlittlewolf)

Am 17. April 2025 präsentierte das Polizeikommissariat (PK) Sarstedt die Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr 2024. Positiv zu bewerten ist dabei der leichte Rückgang an Verkehrsunfällen, darunter auch sogenannte Baumunfälle, sowie ein deutlicher Rückgang an Verletzten. Auch Unfälle mit Beteiligung von Zweirädern sind seltener geworden, während Unfälle mit Wildtieren leicht angestiegen sind. Nach wie vor sind Fahrten unter Alkoholeinfluss als Ursache für diverse Verkehrsunfälle zu werten, der Einfluss von Drogen/Medikamenten hat dabei sogar einen leichten Anstieg erlebt.
Dem PK Sarstedt sind neben der Stadt Sarstedt auch die umliegenden Gemeinden Algermissen, Giesen, Harsum und Nordstemmen angegliedert.

Gesamtunfallzahlen
Für das Jahr 2024 blickt das Polizeikommissariat (PK) Sarstedt auf eine Gesamtunfallzahl von 1034 Unfällen zurück, bei denen 155 Personen verletzt worden sind. Im Vergleich zum Vorjahr 2023 ist damit die Zahl der Unfälle (von 1055) leicht, aber die sich daraus resultierenden Personenschäden (von 183) deutlich gesunken. Mit 37% liegt der größte Anteil der Verkehrsunfälle in der Stadt Sarstedt, in allen Gemeindeteilen außer in Giesen sind die Unfallzahlen leicht gesunken.

Entwicklung der Personenschäden
Die Anzahl der bei den Verkehrsunfällen verletzten Personen ist bei der Betrachtung der letzten drei Jahre auf einem neuen Tiefstand von 155 verletzten Personen (2022: 204 und 2023: 183). Das ist ein Rückgang von rund 25 % innerhalb von zwei Jahren. Die Anzahl der schwer verletzten (21) bzw. tödlich verletzten (2) Personen blieb leider trotz intensiver Verkehrskontrollen nahezu unverändert hoch (Vorjahr 2023 (19) bzw. (1); 2022 (33) bzw. (2)). Bei den zwei tödlich verletzten Personen handelt es sich um die Altersgruppe der über 65-Jährigen.
Die schwerwiegenden Unfallfolgen sind jeweils außerhalb geschlossener Ortschaften aufgetreten. In einem Fall wurde eine Fußgängerin, die eine Bundesstraße queren wollte, von einem Pkw erfasst; in dem anderen Fall wurde ein Pkw-Fahrer bei einem Verkehrsunfall im Rahmen eines Überholvorgangs tödlich verletzt.
Bei den schwerverletzten Personen sind – bis auf Kinder unter 6 Jahren – alle Altersgruppen betroffen, wobei auch hier der höchste Anteil (7 schwer Verletzte) bei der Risikogruppe Ü-65 liegt. Die Unfallorte liegen hier bei ca. 60% außer- und 40% innerorts.
Bei den VU mit leichtem Personenschaden sind alle Altersgruppen vertreten, wobei hier der Großteil der Betroffenen aus der Altersgruppe der 18-24-Jährigen stammt.

Beteiligung von Zweirädern
Hier verzeichnet das PK Sarstedt einen deutlichen Rückgang, sowohl bei den an Unfällen beteiligten Zweiradfahrenden, als auch bei der Anzahl der damit einhergehenden Verletzten.
Im Jahr 2024 sank die Zahl der verunfallten Kraftradfahrenden um 11 auf 18 Fälle (Vorjahr 29). Bei acht der Verkehrsunfälle waren sog. Leichtkrafträder oder Kleinkrafträder und in drei Fällen Elektrokleinstfahrzeuge, allg. bekannt als E-Scooter, beteiligt. Verletzt wurden hierbei insgesamt zehn Beteiligte, wovon zwei schwere Verletzungen davongetragen hatten.
Bei den unfallbeteiligten Fahrrad- und Pedelec-Fahrenden ist die Zahl um 10 auf 36 Fälle erneut gesunken. Hier setzt sich der Trend des Vorjahres (2022: 53 Fälle & 2023: 46 Fälle) fort. Die persönliche Schutzausrüstung ist dabei oftmals nicht mit denen von motorisierten Zweiradfahrenden zu vergleichen, weshalb vermutlich die Anzahl der Verletzten hier verhältnismäßig höher liegt, als bei den Krafträdern. Von den 36 Beteiligten blieben nur sechs unverletzt, fünf Verkehrsteilnehmende verletzten sich schwer, die übrigen leicht.

Unfallursache Alkohol & Drogen/Medikamente
Im Bereich des PK Sarstedt wurden 2024 54 Fahrzeugführende unter Alkoholeinfluss festgestellt, von denen 18 in einen Verkehrsunfall verwickelt waren (2023: 17). Die Zahl der unter Drogen bzw. Medikamenten beeinflussten VU-Beteiligten stieg leicht auf sechs Fälle (2023: 4). Darüber hinaus wurden weitere 29 Verkehrsteilnehmende kontrollierte, die unter dem Einfluss von Drogen standen und bis dahin folgenlos am Verkehr teilnahmen.
Im März des Jahres 2024 ist unterjährig das neue Konsumcannabisgesetzt (KCanG) in Kraft getreten, welches zu einer Teillegalisierung von Cannabis geführt hat und damit ggf. auch Einfluss auf die Anzahl der von THC beeinflussten Verkehrsteilnehmenden haben könnte. Allerdings wird aktuell in der statistischen Erhebung noch nicht zwischen der Beeinflussung durch Drogen oder Medikamente unterschieden. Die Praxis zeigt aber, dass auch der Bereich der Medikamentenbeeinflussung durch darauf beschulte Polizist:innen eine Steigerung der diesbezüglichen Feststellung mit sich bringt. Aus vorgenannten Gründen ist die für das PK Sarstedt festgestellte Steigerung der „Drogen- und Medikamentenfahrten“ nicht zwangsläufig auf die Einführung des Konsumcannabisgesetzes zurückzuführen.

Gerade in der dunklen Jahres- oder auch Wildwechselzeit muss jederzeit mit plötzlich die Fahrbahn querenden Tieren gerechnet werden, daher gilt: Geschwindigkeit reduzieren und jederzeit bremsbereit sein. (Symbolbild: Freepik/vladimircech)

Baum- und Wildunfälle
Mit 15 Baumunfällen ist die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr (17) erneut leicht gesunken. Allerdings musste im Bereich der Wildunfälle erneut eine Steigerung der Fallzahlen (um 15 auf nunmehr 156) verzeichnet werden.
Insbesondere auch bei diesen Unfällen liegen die Gründe häufig in der fehlenden Konzentration bzw. Ablenkung des/der Fahrenden und/oder in einer nicht angepassten Geschwindigkeit. Gerade in der dunklen Jahres- oder auch Wildwechselzeit sollte nicht die zulässige Höchstgeschwindigkeit gefahren, sondern die Fahrgeschwindigkeit auf eine den Umständen und Witterungsverhältnissen angepasste Geschwindigkeit reduziert werden.
Speziell in den risikoträchtigen Zeiten des Wildwechsels empfiehlt die Polizei, jederzeit mit plötzlich die Fahrbahn querenden Tieren zu rechnen und dementsprechend sich ständig die Fähigkeit seiner sofortigen Bremsbereitschaft bewusst zu machen (Mindsetting). Insbesondere sollte keine Ablenkung durch die Benutzung eines Smartphones oder die Bedienung des Entertainmentsystems während der Fahrt erfolgen, denn dies kann häufig gefahren- und ggf. unfallursächlich sein. Die Konzentration gehört auf die Straße.

Überwachungsmaßnahmen
Aus vorgenannten Gründen lag im Jahr 2024 ein Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei u.a. bei der Überwachung der Geschwindigkeit und Ablenkung der Verkehrsteilnehmenden. So haben die Mitarbeitenden des PK Sarstedt im Jahr 2024 bei Lasermessungen insgesamt 459 Temposünder feststellen können, die die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hatten. Es wurden 228 Verwarngelder verhängt und 231 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet. Acht Fahrzeugführende waren so schnell, dass sie zu der zu erwartenden Bußgeldahndung mit der Verhängung eines Fahrverbots rechnen mussten. Bei der Überwachung des Ablenkungsfaktors „Handy-/Mediennutzung während der Fahrt“ wurden 136 Kraftfahrzeugführende und 27 Radfahrende festgestellt und die Verstöße geahndet.

Verkehrsunfallfluchten
Im Jahr 2024 hat sich die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten um 20 auf 255 Fälle reduziert. Davon zogen leider 12 auch einen Personenschaden nach sich. Das sind zwar drei weniger als noch im Vorjahr, aber immer noch zu viel. Hier ist es als besonders wahrscheinlich und damit umso verwerflicher anzusehen, dass die jeweiligen Verursachenden den durch ihr Verhalten entstandenen Schadenseintritt bemerkt haben dürften und sich dennoch vom Unfallort entfernten, ohne sich als Beteiligte an dem Verkehrsunfall zu erkennen zu geben. Bei den Unfallfluchten mit Personenschäden ist die Aufklärungsquote nicht nur unverändert hoch, sondern im Vergleich zum Vorjahr um vier auf 50 % gestiegen. Die Aufklärungsquote für die Unfallfluchten ohne Personenschäden hingegen ist im Jahr 2024 um fünf auf 38% gesunken.
Auch in diesem Deliktsfeld stützt sich die Erfolgsquote der Polizei stark auf die Aufmerksamkeit der Mitmenschen im Straßenverkehr. Für einen Ermittlungserfolg ist es oft unabdingbar, dass Verkehrsteilnehmende, die einen Unfall beobachten, ihre verlässlichen Hinweise der Polizei melden. Im Idealfall können sie sich unmittelbar das Kennzeichen des Verursachers zweifelsfrei notieren oder sogar ein Foto des Fahrzeuges mit ihrem Smartphone machen. Unter Umständen müssen Geschädigte hier empfindlich hohe Kosten einer Reparatur selbst zahlen, obwohl diese durch die Haftpflichtversicherung des verursachenden Fahrzeugs übernommen werden würde. Deshalb bittet die Polizei Sarstedt auch weiterhin um entsprechende Hinweise.

Ausblick auf das Jahr 2025
Das Ziel der Polizei Sarstedt wird es auch weiterhin sein, die Anzahl der Verkehrsunfälle im gesamten Zuständigkeitsbereich, insbesondere aber auch die Anzahl von durch Verkehrsunfälle getötete oder schwerverletzte Personen zu reduzieren. Hierfür werden im Jahr 2025 nicht nur weitere Verkehrskontrollmaßnahmen erfolgen, sondern auch Präventionsmaßnahmen durchgeführt werden. So werden z.B. durch den Kontaktbereichsbeamten, in Kooperation mit dem Verkehrssicherheitsberater der PI Hildesheim, Angebote zur Verkehrserziehung für Groß und Klein unterbreitet.
Auch soll der Blick auf die Wachsamkeit aller Verkehrsteilnehmenden weiter geschärft werden. So soll auf die mit dem Verkehr einhergehenden Gefahren und auch auf die risikobehafteten Mobilitätsformen, wie z.B. Pedelec und E-Scooter, weiter sensibilisiert werden.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Jahr 2025 auf den Hauptunfallursachen Fahreignung und Geschwindigkeit. So wird die Polizei Sarstedt neben Geschwindigkeitskontrollen den Fokus auch weiterhin auf die Überprüfungen der Fahreignung (z. B. Beeinflussung durch berauschende Mittel bzw. sonstige körperliche oder medikamentenbedingte Einschränkungen) legen.