
Oft können wir sie bei uns am Himmel sehen: Rotmilane bzw. Gabelweihen – Greifvögel, die leicht an ihrem charakteristisch gegabelten Schwanz zu erkennen sind. Sie brüten nur in Europa, 50% der gesamten Population leben in Deutschland, auch im Landkreis Hildesheim; hier geht die Population allerdings zurück.
Gefährdet sind Rotmilane aus verschiedenen Gründen: zu regnerisches oder zu trockenes Wetter, Verlust von Brutplätzen durch Abholzung oder die Aufstellung von Windkraftanlagen.
Um Schutzmaßnahmen für die Rotmilane in die Wege leiten zu können, ist es zunächst einmal notwendig, einen Überblick über ihren Bestand zu bekommen. Der Ornithologische Verein Hildesheim (OVH) ruft daher alle Interessierten dazu auf, tatkräftig mitzuhelfen und Sichtungen im Zeitraum April bis Mitte Juli unter milane@ovh-online.de zu melden. Angegeben werden sollten neben dem Namen des Melders oder der Melderin, eine Telefonnummer für Rückfragen, Zeit und Ort, an dem der Rotmilan beobachtet wurde und die Anzahl der Tiere. Wenn auch noch Angaben zur Flugrichtung gegeben werden können, wäre das für die Bestimmung von Nahrungsrevieren sehr hilfreich. Hinweis: Rotmilane sind tagaktiv, man sieht sie am besten zwischen 9.00 und 12.00 Uhr sowie von 16.00 bis Sonnenuntergang.
Über die Erfassung des OVH
Der OVH hat seit 2013 mit Hilfe der Öffentlichkeit die Milane im Landkreis Hildesheim erfasst. Es haben weit über 200 Personen an diesen Erfassungen teilgenommen. Ziel des weiterlaufenden Projekts ist es, die Auswirkung der Erweiterung der Windparks auf den Bestand der Rotmilane zu verfolgen.
Der Rotmilan ist hinsichtlich der Windkraft sehr empfindlich. Jungvögel werden häufig Schlagopfer. Neue Untersuchungen im Rahmen eines EU-Projektes zeigen, dass in Deutschland hinter den Verlusten im Horst und Verkehrsopfern an dritter Stelle die Todesopfer durch Windkraft-Anlagen liegen.
Schwerpunkte der Verbreitung des Rotmilans im Landkreis Hildesheim sind der Ambergau, Nette/Innerstetal, das gesamte Leinetal, das Gebiet zwischen Gronau und Sibbesse, der Külf, Duinger Wald, Lamspringe-Freden sowie der Übergang Bergland-Börde. Hinzu kommen über den ganzen Landkreis verstreute traditionelle Brutstandorte, die seit Jahren von einzelnen Brutpaaren besetzt werden. Lücken im Kenntnisstand gibt es immer noch in den Bereichen Ith-Hils, Vorberge-Helleberg-Heber und Selter, Meldungen aus diesem Raum sind daher besonders gern gesehen.
Der Rotmilan brütet ebenfalls in der Börde. Der Anzahl der Rotmilane ist dort mangels Wäldern viel niedriger als in dem Leine-Innerste Bergland. Dort sollen neben dem Rotmilan auch Schwarzmilane, Rohrweihen und Wiesenweihen erfasst werden. Auch diese Arten sind in Deutschland gefährdet. Es geht bei der Erfassung nicht nur um die Feststellung der Brutreviere und Nistplätze, sondern auch um die Erfassung der Nahrungsreviere aller genannten Arten. Die Nistplätze werden vertraulich behandelt.
Anfang April sind praktisch alle Reviere besetzt. Im April werden Eier gelegt, die Weibchen brüten zwischen 30 bis 38 Tagen. In dieser Zeit sieht man meistens nur einen Vogel auf Nahrungssuche. Im Juni ist auch das Weibchen unterwegs. Die Jungvögel sitzen allein auf dem Horst. Erst Ende Juni bzw. Anfang Juli fliegen die Jungvögel vom Nest und man sieht für einige Tage die Familiengruppe in der Nähe des Brutplatzes.