BelAmi verzaubert mit Salonmusik

Unterhaltsamer Wohlklang im Junkernhof

Was für ein Genuss: Mal wieder mit anderen netten Menschen in einem Saal sitzen, ein kühles Getränk in der Hand oder vorsichtig unter dem Stuhl abgestellt, und dann von vorne, von der Bühne, Erhebendes, Mitreißendes, Beglückendes hören und sehen. So geschehen am 6. Mai im Saal der Kulturgemeinschaft am Junkernhof.

Angesagt hatten sich Monika und Hartwig Meynecke. Die Pianistin und der Violinist und Sänger sind nicht nur privat sondern auch als Duo BelAmi ein sympathisches Paar. In der Kulturgemeinschaft unterhielten sie bestens mit einem Mix aus „Salonmusik“, vornehmlich – aber nicht nur – aus den 1920er und -30er Jahren. Rund 80 Zuschauerinnen und Zuschauer wollten das nicht verpassen, auch wenn die Vorverkaufszahlen, wie Schatzmeister Hans Kollecker berichtete, die Veranstalter eher mit leeren Reihen rechnen ließen. Doch an der Abendkasse zeigte sich schnell, dass das Publikum für einen stilvoll-nostalgischen Abend in Sarstedt vorhanden ist.

Zur Eröffnung des Konzerts bekam es aber nicht die übliche „leichte Muse“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts, sondern ein Stück aus dem Spätbarock von Carlo Tessarini, das allerdings auch in jeden gehobenen Salon gepasst hätte in seiner Gefälligkeit. Hartwig Meynecke erklärte, was als „Salonmusik“ in früheren Zeiten möglich war, entsprechend auch als „das, was man in die Finger kriegte, man hat alles verwurstet und gespielt, was schön ist.“ Und so wurde dieser Abend ein leichter Grenzgang-Spaziergang zwischen „E“- und „U“-Musik, von einem zum weinend schön zart-schmelzenden „Salut d´Amour“ von Edgar Elgar über das bravouröse „Oh Donna Klara“ mit seinem herrlich komödiantischen, näselnden „Grammophonsound“ bis zu Brahms „Ungarischen Tanz Nr. 5“.

Monika und Hartwig sind ein souveränes Team, man merkt ihnen die jahrelange, eingespielte Routine an, doch gleichzeitig ist alles frisch und agil präsentiert. Hartwig Meynecke geht dabei ganz auf in der Rolle des Salon- oder Caféhausviolinisten, mit verzückt-versunkenem Augenaufschlag den Tönen in luftige Höhen nachsteigend. Eine musikalische Zeitreise. Man möchte tanzen in einer lauen Sommernacht oder irgendwo beim Tanztee in einem feudalen Hotel. Der Soundtrack dazu: der 1930-er-Film-Schmachter „Du bist das süßeste Mädel der Welt“, ein bisschen „Lustige Witwe“, „Schöner Gigolo, armer Gigolo“, ein „Sizilianisches Ständchen“ des Komponisten der „Capri-Fischer“, dazu Musical-Melodien aus „Les Miserables“ und „Anastasia“ und natürlich Tango; auch „Ganz leise kommt die Nacht“ des Sehnsuchts-Stimmen-Tenors Rudi Schuricke verzauberte in der Interpretation von Hartwig Meynecke. Und das Publikum konnte nicht anders und summte – ganz leise – versonnen mit.

Während Monika Meynecke dem Piano die Töne sanft gleitend, wie getupft oder auch kraftvoll wogend, doch jederzeit auf den Punkt genau sauber und mit höchstem Gefühl entlockte, zeigte Hartwig Meynecke, dass er eine Doppelbegabung ist, nicht nur hinreißend Geige spielen, sondern auch höchst unterhaltsam singen kann: sowohl die kleinen, schlichten Liedchen mit Pfiff als auch die ganz großen Töne des Musicals.

Nach 140 glücklich machenden Minuten dann: „Vielen Dank, Sie waren ein wunderbares Publikum!“ Das Publikum retournierte mit herzlichem Applaus.

Für alle Gäste der Kulturgemeinschaft gibt es noch eine erfreuliche Neuerung: Die Kulturgemeinschaft hat im „Catering“ aufgerüstet. Während das Backstage-Buffet, an dem sich die Künstler stärken können, legendär ist, können alle, die nicht nur auf Flüssiges setzen, am Tresen der historischen Apotheke im Junkernhof nun ab sofort auch Nüsschen, Studentenfutter und Salzbrezeln erwerben. Nicht die schlechteste Neuerung. /stb.